Bischöfe im Zehnerpack

Neues Buch beschreibt die Lebensgeschichten Hildesheimer Bistumsführer 1221 bis 1398

Hildesheim (bph) Zehn Hildesheimer Bischöfe auf 666 Seiten – nach rund sechsjähriger Arbeit hat jetzt das Max-Planck-Institut für Geschichte in Göttingen einen neuen Buchband der „Germania Sacra“ mit dem Untertitel „Die Hildesheimer Bischöfe von 1221 bis 1398“ vorgelegt. Am Freitag wurde das wissenschaftliche Werk im Bischöflichen Generalvikariat der Öffentlichkeit vorgestellt.

Mit diesem Band wird der 1984 erschienene erste Band über die Bischöfe von Hildesheim fortgesetzt. Der Wissenschaftler Hans Goetting hatte damals die Lebensgeschichten der Bischöfe von der Bistumsgründung im Jahre 815 mit Bischof Gunthar bis Siegfried I. beschrieben. Nach 23 Jahren folgen nun die Bischöfe Konrad II. bis Gerhard von Schalksberge, dessen lange Regierungszeit von 1365 bis 1398 das Bistum deutlich stabilisierte.

Die fast zwei Jahrhunderte beschriebener Bischofsgeschichte waren eine Zeit des Umbruchs für das Bistum Hildesheim. Immer seltener traten die Hildesheimer Herrscher damals auf Reichsebene auf, sondern widmeten sich vor allem dem Aufbau ihres Hochstifts. In diese Jahre fallen auch zahlreiche Klostergründungen und lokale kriegerische Konflikte. Ausführlich werden in dem neuen Buch zum Beispiel die langen Konflikte mit den welfischen Herzögen von Braunschweig-Lüneburg beschrieben. Tatsächlich waren die Hildesheimer Bischöfe des 14. Jahrhunderts offenbar ebenso häufig auf dem Schlachtfeld wie in der Kirche. Das verdeutlicht eine Anekdote, die Autorin Dr. Nathalie Kruppa bei der Buchvorstellung erzählte: Als der neu ernannte Bischof Johannes Schadland, ein Dominikaner aus Köln, 1363 nach Hildesheim kam, um sein Amt anzutreten, fragte er die bischöflichen Beamten nach den theologischen und juristischen Büchern seiner Vorgänger. Darauf hin brachten die Beamten den Bischof in die Waffenkammer und zeigten ihm Panzer, Schilde und Helme. Dies seien die Bücher seiner Vorgänger gewesen, so erklärten die Beamten dem überraschten Kölner.

Die ersten Verhandlungen über das neue Buch begannen 1999. Damals erklärte sich das niedersächsische Ministerium für Wissenschaft und Kunst bereit, eine Wissenschaftlerstelle für die Erforschung der Bischofsbiographien zu finanzieren. Auch andere Partner haben Geld dazu gegeben: das Bistum Hildesheim, die Klosterkammer Hannover und der Landschaftsverband Hildesheim. Angesiedelt wurde das Projekt am Göttinger Max-Planck-Institut für Geschichte unter der Leitung von Prof. Dr. Helmut Flachenecker, später Dr. Nathalie Kruppa. Die Historikerin hat selbst einige der Bischofsbiographien geschrieben, die meisten aber stammen von Dr. Jürgen Willke.

Das neue Buch erscheint in der Reihe „Germania Sacra“. Dies ist eine „historisch-statistische Beschreibung der Kirche des Alten Reiches“ in den Bistumsgrenzen von etwa 1500. Ins Leben gerufen wurde diese Reihe im Jahre 1917 am damaligen Kaiser-Wilhelm-Institut für deutsche Geschichte. Seit 1956 ist die Reihe in Göttingen angesiedelt. Bisher sind innerhalb der Germania-Sacra-Reihe 54 Bände erschienen. 50 weitere Bände über Bistümer, Domkapitel, Klöster oder eben Bischöfe in ganz Deutschland sind zur Zeit in Arbeit.

Für Bischof Norbert Trelle ist dieses umfangreiche Werk ein Zeichen für das geschichtliche Bewusstsein des Bistums Hildesheim. Ausdrücklich bedankte er sich bei der Überreichung des Buches für die Unterstützung des emeritierten Bischofs Dr. Josef Homeyer, der den vorliegenden Band mit initiiert hatte. „Nur wer seine eigene Geschichte kennt, kann die Zukunft gestalten“, ist Bischof Trelle überzeugt.

Buchangaben:
Germania Sacra NF 46: Das Bistum Hildesheim 4. Die Hildesheimer Bischöfe von 1221 bis 1398; bearbeitet von Kruppa, Nathalie / Willke, Jürgen; Berlin 2006, Verlag Walter de Gruyter, 666 Seiten, 1 Faltkarte, 128 Euro;
ISBN 978-3-11-019108-0

Der Vortrag von Projektleiterin Dr. Nathalie Kruppa im Volltext

Der Vortrag von Bistumsarchivar Dr. Thomas Scharf-Wrede im Volltext