Bilder aus Wolle und Garn
Barbara Meier und Jutta Paul zeigen im Bernwardshof moderne Gobelins
Hildesheim-Himmelsthür (bph) Man kennt sie aus Schlössern und Gutshäusern: Riesige Gobelins an den Wänden, geknüpfte und gewebte Bildteppiche mit Schlachtenszenen und Geschichtsdarstellungen. Doch es geht auch anders: Barbara Meier und Jutta Paul zeigen in Hildesheim-Himmelsthür bis zum 16. Februar, was man mit Nadel und Faden noch so alles darstellen kann. „Gobelinweben und Klosterstich – altes Handwerk neu entdeckt“, so der Titel der 20. Kunstausstellung im St. Vinzenz Bildungshaus der Vinzentinerinnen.
Was dem Maler Pinsel und Palette, das sind dem Webkünstler Nadel und Faden. An diese Materialien ist er gebunden, Fluch und Segen zugleich. Feine Farbabstufungen sind nicht die Stärke des Gobelinwebens. Die Werke von Barbara Meier und Jutta Paul wirken da am schönsten, wo sie die Stärken des Farbfadens am besten ausspielen: in der Fläche und der Abstraktion. „Base boy“ von Jutta Paul etwa zeigt einen Jungen in abgestuften Rottönen vor einer angedeuteten Landschaft in grau. Das kompositorisch sehr interessante Werk aus gewebter Wolle besticht durch seine einfache Farbigkeit. Auch Barbara Meier hat mit „Industrie“ ein vergleichbares Werk geschaffen, das in abstrakter Verkürzung die Probleme der Industrialisierung andeutet: Umweltverschmutzung und die Vereinzelung des Menschen.
Schwieriger wird es, wo Personen ins Bild kommen. Die notwendige Vergröberung der Gesichtszüge wirkt bei den Märchenbildern wie „Rattenfänger“ oder „Hänsel und Gretel“ sehr angebracht. Religiöse Bildthemen dagegen lassen sich damit nicht immer glücklich umsetzen.
Die beiden Künstlerinnen aus Bevern zeigen in ihrer kleinen Werkschau ein breites Spektrum dessen, was mit Wolle und Garn möglich ist. So sind auch einige Beispiel „fotografischen Webens“ zu sehen, etwa ein Bild von Willi Brandt, das nach einem Porträtfoto entstanden ist.
Barbara Meier und Jutta Paul befassen sich seit 1987 mit der Webkunst und haben auch die Kunst des Klosterstichs erlernt, der vor allem vom 13. bis 16. Jahrhundert sehr beliebt war. 1993 entstanden die ersten Arbeiten nach eigenen Entwürfen, die inzwischen in verschiedenen Ausstellungen in Niedersachsen und Brandenburg zu sehen waren.
Information:
„Gobelinweben und Klosterstich – altes Handwerk neu entdeckt“
bis 16. Februar 2006
St. Vinzenz Bildungshaus im Bernwardshof
Winkelstraße 3-4, 31137 Hildesheim-Himmelsthür
Montag bis Freitag 8 bis 16 Uhr und nach Vereinbarung
Freier Eintritt
Tel (05121) 405-0
E-Mail: info(ät)st-vinzenz-bildungshaus.de