Behindern ist heilbar!
Neujahrsempfang des Diözesanrats der Katholiken beschäftigte sich mit Inklusion
Hildesheim (bph) Behinderung als solche ist eine Realität, mit der man leben muss. Behindern jedoch ist heilbar! Mit dieser interessanten These fesselte Dr. Simone Bell-D’Avis am Samstag, 19. Januar, die zahlreichen Gäste beim Neujahrsempfang des Diözesanrats der Katholiken im Bischöflichen Generalvikariat Hildesheim. Bell-D’Avis sprach als Hauptrednerin über „Inklusion und Kirche. Pastoral im Zeichen der UN-Behindertenrechtskonvention“.
Jahrhundertelang war der Umgang der katholischen Kirche mit Behinderten geprägt von Fürsorglichkeit. Steckte dahinter nicht auch eine gewisse Entmündigung? Man dürfe fürsorgliches Verhalten gegenüber Behinderten nicht schlecht machen, stellte Simone Bell-D’Avis in ihrem beeindruckenden, stellenweise sehr persönlichen Vortrag klar. Fürsorglichkeit habe auch verhindert, dass so mancher Betroffene mit sich selbst überfordert blieb und verwahrloste. Seit einigen Jahrzehnten jedoch lege man stärkeren Wert auf die Selbstbestimmung von Behinderten.
„Das soziale Denkmodell zur Behinderung geht davon aus, dass Einschränkungen zum Teil auch durch gesellschaftliche Bedingungen verursacht sind“, erklärte Bell-D’Avis, die als langjährige Leiterin der Arbeitsstelle Pastoral für Menschen mit Behinderung der Deutschen Bischofskonferenz eine ausgewiesene Expertin auf diesem Gebiet ist. Bell-D’Avis fordert daher eine möglichst barrierefreie Umwelt, was über Fahrstuhleinbauten weit hinaus geht: ausreichende Beleuchtung in Pfarrheimen, gute Zugangsmöglichkeiten zu Kirchen, barrierefreie Internetseiten. Vieles sei schon geschehen, lobte die Expertin, doch mehr noch sei zu tun. Dies verlangen nach ihren Worten nicht nur die Menschenrechte, sondern vor allem auch der christliche Glaube. „In unserer unendlichen Unterschiedlichkeit sind wir letztlich doch alle eins in Christus“, betonte Bell-D’Avis, die in Münster Theologie, Philosophie und Politik studiert hat.
Schon Elisabeth Eicke hatte als Vorsitzende des Diözesanrats in ihrer Begrüßung diesen Gedanken aufgegriffen. Behinderte und deren Angehörige gehören nach ihren Worten ganz klar in die Pfarrgemeinden, denn „nur gemeinsam sind wir Kirche“. Dabei gelte es immer, die Spannung zwischen Fürsorge und Selbstbestimmung gut zu gestalten.
Bischof Norbert Trelle nutzte sein Grußwort, um dem Diözesanrat für die „zielführende und wohlwollende, mitunter auch kritische“ Zusammenarbeit zu danken. Bei der Vorsitzenden Eicke spüre er eine „tiefe Verbundenheit mit dem Bistum, Frische und Elan“. Umrahmt wurde der gut besuchte Neujahrsempfang vom Auftritt der „Notenträumer“ der Lebenshilfe Hildesheim, die dem Empfang mit ihren flotten und fröhlichen Liedern eine besondere Note gaben.
Der Diözesanrat der Katholiken ist die Vertretung der Katholiken im Bistum Hildesheim. Er berät den Bischof und nimmt zu Fragen des öffentlichen Lebens Stellung. Das Gremium setzt sich zusammen aus Vertretern der Dekanate, kirchlicher Verbände und Berufsgruppen sowie der Orden im Bistum. Außerdem kann der Bischof Personen in den Diözesanrat berufen und ernennt einen Bischöflichen Beauftragten. Der Diözesanrat hat 45 Mitglieder, seine Amtszeit beträgt vier Jahre.
Homepage des Diözesanrats der Katholiken im Bistum Hildesheim