Baumeister und Gestalter des Bistums
Öffentliches Kolloquium zum 100. Geburtstag des verstorbenen Bischofs Heinrich Maria Janssen
Hildesheim (bph) Er gründete zahlreiche neue Pfarrgemeinden und ging als Kirchenbaumeister in die jüngere Geschichte des Bistums Hildesheim ein: Heinrich Maria Janssen, 68. Bischof von Hildesheim in den Jahren 1957 bis 1982. Doch der gebürtige Niederrheiner hatte noch ganz andere Gaben. Das Bistum Hildesheim ehrt seinen großen Bischof, der am 28. Dezember 100 Jahre alt geworden wäre, mit einem großen öffentlichen Kolloquium vom 29. bis 31. Oktober im Bischöflichen Generalvikariat.
Heinrich Maria Janssen übernahm das Bistum in schweren Jahren, die zugleich aber auch eine Zeit des Aufbruchs waren: Durch die katholischen Kriegsflüchtlinge aus dem Osten hatte sich die Zahl der Gläubigen nahezu verdreifacht. Etwa 270 Kirchen konnte Janssen in seiner Amtszeit weihen. Zugleich baute er auch mit an einem neuen Kirchenverständnis: Gleich nach dem Ende des Zweiten Vatikanischen Konzils berief der agile Oberhirte eine Diözesansynode, um die Beschlüsse aus Rom in der Kirche von Hildesheim umzusetzen. Diese Synode wurde zum Vorbild für ähnliche Konferenzen in anderen Bistümern.
Solche und andere Facetten des großen Hildesheimer Kirchenführers zeigt das öffentliche Kolloquium „Bischof Heinrich Maria Janssen und das Bistum Hildesheim“ auf, das vom 29. bis 31. Oktober vom Bistumsarchiv unter der Leitung von Bistumsarchivar Dr. Thomas Scharf-Wrede im Bischöflichen Generalvikariat veranstaltet wird. Es beginnt am Montag, 29. Oktober, um 14.30 Uhr mit der Begrüßung durch Generalvikar Dr. Werner Schreer. In den folgenden zwei Tagen beleuchten namhafte Experten dann verschiedene Aspekte des Lebens und Wirkens von Janssen. Während sich Dr. Thomas Flammer von der Universität Münster zum Beispiel Janssens Leben vor der Bischofsweihe widmet, beleuchten Prof. Dr. Hans-Georg Aschoff, Universität Hannover, die Hildesheimer Diözesansynode und Dr. Dagmar Stoltmann als Ökumenereferentin des Bistums die ökumenischen Impulse des ehemaligen Bischofs. Selbstverständlich werden auch die Vertriebenenseelsorge, der Wiederaufbau des Hildesheimer Doms und die oftmals gespannten Beziehungen der Bistumsleitung zur damaligen Landesregierung zur Sprache kommen.
Sehr persönliche Erinnerungen schildern die Domkapitulare Wolfgang Osthaus, Klaus Funke und Prof. Dr. Joop Bergsma sowie Pfarrer i.R. Otto Pischel. Sie alle standen Heinrich Maria Janssen als persönliche Sekretäre oder Bischofskapläne sehr nahe. Bei dem Kolloquium berichten sie am Montag von ihren Erinnerungen. Am gleichen Abend werden im Tagungshaus des Priesterseminars ab 19 Uhr einige Bilder, Tonband- und Filmaufnahmen zu sehen sein. Vielleicht, so hofft Bistumsarchivar Dr. Scharf-Wrede, haben einige der Zuschauer Janssen noch persönlich gekannt und kommen darüber miteinander ins Gespräch. Dr. Karl-Joseph Hummel von der Kommission für Zeitgeschichte Bonn hält am Dienstagabend, 30. Oktober, um 19.30 Uhr den Festvortrag „Seelsorge und Politik 1957 bis 1982 – Deutschland, Polen und der Vatikan“.
Die Öffentlichkeit ist zu allen Veranstaltungen eingeladen. Eintritt wird nicht erhoben. Wer persönliche Erinnerungen an den 68. Bischof von Hildesheim hat, kann diese in einer „Erinnerungsecke“ auf Band sprechen.
Geboren wurde der Hildesheimer Kirchenführer am 28. Dezember 1907 in Rindern bei Kleve als Sohn eines Gastwirts. Er studierte Theologie in Münster und Freiburg und wurde am 29. Juli 1934 von Bischof Clemens August Graf von Galen in Münster zum Priester geweiht. Danach diente er in der Freien Prälatur Schneidemühl und kam in dieser Zeit mit den Nationalsozialisten in Konflikt. Mehrmals wurde er sogar verhaftet. In den letzten Kriegswochen musste Janssen in den Westen fliehen und arbeitete zunächst im Bistum Fulda. 1946 kehrte er in sein Heimatbistum Münster zurück und wurde Pfarrer im Wallfahrtsort Kevelaer. Dort erreichte ihn die Nachricht von seiner Wahl zum Bischof von Hildesheim. Er leitete diese Diözese bis zu seinem 75. Geburtstag am 28. Dezember 1982. Heinrich Maria Janssen starb am 7. Oktober 1988 und wurde in seinem Dom begraben.