Bach in romantischem Gewand
Matthäuspassion in der Fassung von Felix Mendelssohn Bartholdy wird in Hildesheim aufgeführt
Hildesheim (bph) Die Matthäuspassion von J.S. Bach in der Fassung von Felix Mendelssohn Bartholdy wird am Sonntag, 6. März, um 17 Uhr in der Hildesheimer Basilika St. Godehard aufgeführt. Karten sind im Vorverkauf erhältlich an der Kasse zum "Rosenstock am Dom" sowie bei "Regozini Kunst und Kerzen" in der Schuhstraße. Die Tageskasse öffnet um 16 Uhr.
14 Jahre war Felix Mendelssohn Bartholdy alt, als ihm 1823 seine Großmutter die Partitur der Matthäuspassion von Johann Sebastian Bach schenkte. Für den jungen Musiker Liebe auf den ersten Blick: Bach hatte damals noch nicht die Bedeutung wie heute und wurde meist nur im kleinen Kreis von Musikkennern gespielt. War es nicht an der Zeit, diesen Schatz einem größeren Publikum bekannt zu machen? Mendelssohn Bartholdy brauchte einen langen Atem und viel Geduld, um Carl-Friedrich Zelter, den Leiter der Berliner Singakademie – dessen Mitglied der junge Felix Mendelssohn Bartholdy war – zu überreden. 1829 schließlich war es so weit: Der gerade 20-jährige Musiker durfte in Berlin ans Dirigentenpult und brachte Bachs Matthäuspassion zu Gehör. Dafür hatte Mendelssohn Bartholdy Bachs Werk eigens stark gekürzt und nach dem Geschmack der Zeit romantisch bearbeitet.
Der Erfolg war umwerfend, die Besucher begeistert von der Aufführung. Das Werk des fast völlig vergessenen Leipziger Thomaskantors Bach erlebte dank der Beharrlichkeit des Felix Mendelssohn Bartholdy eine Renaissance.
Zwölf Jahre nach dem Berliner Konzert führte Mendelssohn Bartholdy die Matthäuspassion erneut auf. Diesmal im Leipziger Gewandhaus, dessen Direktor er zu jener Zeit war. Auch diesmal veränderte der Musiker Bachs Urversion, aber wesentlich weniger stark als bei der Aufführung von 1829. Einige Passagen, die er zuvor herausgenommen hatte, um das Werk zu "straffen", nahm er wieder hinein.
Die Hildesheimer Aufführung am 6. März bietet eine Mischung aus beiden Versionen Mendelssohn-Bartholdys. Dommusikdirektor Thomas Viezens leitet die etwa zweieinhalbstündige Aufführung, in der fünf Solisten sowie zwei Chöre und zwei Orchester musizieren. Die im Gegensatz zum Original mit Hammerflügel (statt Cembalo) und Klarinetten (statt Oboe da caccia) besetzten Orchester (Streicher und Holzbläser) begleiten den Domchor und die Kantorei an St. Michael. Insgesamt singen etwa 130 Damen und Herren. Solisten sind Andrea Schäl (Sopran), Uta Grunewald (Alt), Achim Kleinlein (Tenor), Stephan Freiberger (Bass) und Christian Kestler (Bass, Christusworte).