Autor und autoritär
Bischof Adolf Bertram hat im Bistum Hildesheim Spuren hinterlassen
Hildesheim (bph) Er war ein begnadeter Verwalter und Autor, aber er konnte auch schwierig sein und hatte kaum Freunde: Adolf Bertram, Bischof von Hildesheim und Kardinal in Breslau, macht es den Historikern nicht einfach. Bistumsarchivar Dr. Thomas Scharf-Wrede beleuchtete am Dienstagsabend im frisch benannten „Kardinal-Bertram-Haus“ die Hildesheimer Zeit dieses großen Kirchenfürsten.
Eine gut beobachtete, aber schonungslose Charakterisierung dieses Mannes bot schon in den 20er Jahren des 20. Jahrhunderts der damalige Nuntius des Vatikans, Eugenio Pacelli: Adolf Kardinal Bertram sei „ein angesehener Schriftsteller und Autor, ein Prälat von untadeligem Lebenswandel, ein unermüdlicher Arbeiter.“ Andererseits könne er auch autoritär und empfindlich sein, schrieb Pacelli an den damaligen Papst. Den modernen Irrlehren habe er nur wenig entgegenzusetzen, „vielleicht infolge von Unzulänglichkeiten in seiner theologischen Ausbildung“, wie der Nuntius vermutete.
Ein wenig schmeichelhaftes Bild eines Mannes, der als Bischof zumindest in Hildesheim wichtige Spuren hinterlassen hat. Am 14. März 1859 in Hildesheim geboren absolvierte Bertram das Bischöfliche Gymnasium Josephinum mit Bravour, studierte dann Theologie in Würzburg und München und wurde 1881 geweiht. In Rom studierte er Kirchenrecht und promovierte. Danach gelang ihm eine steile Karriere in der Bischöflichen Verwaltung, die ihn vom Registrator über den Dombibliothekar und den Generalvikar bis hin zum Bischof führte. Von 1906 bis zu seiner Berufung auf den Fürstbischöflichen Stuhl von Breslau war er Bischof von Hildesheim, lange Jahre auch Vorsitzender der Fuldaer Bischofskonferenz, eines Vorläufers der heutigen Deutschen Bischofskonferenz.
Anhand vieler Quellen und Zitate ließ Bistumsarchivar Dr. Thomas Scharf-Wrede die Hildesheimer Jahre Bertrams Revue passieren. Er zeichnete das Bild eines unermüdlichen Arbeiters, der sich durch seine dreibändige „Geschichte des Bistums Hildesheim“ große Verdienste erworben hat, aber erst allmählich auch menschlich in seine Rolle hineinwuchs, vielleicht auch wegen eines Sprachfehlers – er stotterte! Sein Bistum Hildesheim brachte er in einer schwierigen Zeit – Priestermangel und finanzielle Nöte – voran und gründete viele Pfarreien. Vor allem das Vereinswesen lag ihm am Herzen. Viele Zitate aus Briefen und Hirtenworten beweisen, dass Bertram trotz seiner mangelhaften seelsorglichen Erfahrung den Nerv der Menschen traf und sie sowie seine Priester immer wieder motivieren konnte.
In manchen Auseinandersetzungen mit den staatlichen Autoritäten in Hannover und Braunschweig zeigte sich Bertram als kluger Moderator. So ist es seinem langem Atem zu verdanken, dass in Schöppenstedt bei Braunschweig nach vielen Eingaben und langjährigem Warten schließlich eine katholische Kirche gebaut werden durfte.
Die Vortragsreihe über Adolf Kardinal Bertram soll in den kommenden Monaten fortgesetzt werden, wie Dr. Thomas Scharf-Wrede und Benno Haunhorst, Direktor des Josephinums, ankündigten. Dann wird es unter anderem um Bertrams Verhältnis zu Kardinal von Galen und den Nationalsozialismus gehen.