„Authentischer Glaube ist empfindlich für Leid“
Bischof Trelle und Landesbischof Meister feierten ökumenische Andacht zur ersten Landtagssitzung nach der Sommerpause
Bischof Norbert Trelle hat am Mittwochvormittag in seiner Predigt anlässlich der ersten Plenartagung des Niedersächsischen Landtags nach der Sommerpause jeglichem Fundamentalismus eine Absage erteilt. „Gelungene Lebensentwürfe sind wichtiger als Ideen, Konzeptionen und Programme“, sagte der Bischof von Hildesheim.
Gemeinsam mit dem hannoverschen Landesbischof Ralf Meister feierte er in der Marktkirche Hannover eine ökumenische Andacht mit den Abgeordneten. Meister hob in seiner Begrüßung hervor, dass die Präambel der niedersächsischen Verfassung eine Demutsgeste sei: „Es gibt einen, der mehr ist, als wir durch politisches Handeln erreichen können.“
„Glaube ist nicht dann authentisch, wenn er recht hat, sondern wenn er empfindlich ist für menschliches Leid“, betonte Trelle. Die Bischöfe zeigten sich besorgt über die Giftgas-Anschläge in Syrien und das Leid der koptischen Christen in Ägypten. Trelle kritisierte die „kriminellen Zustände“ im Umgang mit osteuropäischen Leiharbeitskräften und forderte, diese Missstände in den Blickpunkt der Politik, aber auch der Kirche zu rücken. „Es ist die Aufgabe von Religion, den Sinn für diese grundlegenden Fragen unseres Zusammenlebens immer wieder zu schärfen“, kommentierte der Hildesheimer Bischof und stellte fest: „Die Frage, wie wir leben wollen, gehört nicht allein dem Diskurs mit den Fachleuten, sondern vor allem dem Dialog mit den Menschen.“