"Auch mich erschüttern diese Berichte zutiefst"
Bischof Wilmer betont in Brief den Willen zur Aufklärung von sexualisierter Gewalt und Machtmissbrauch
In einem Brief an Seelsorgerinnen und Seelsorger, kirchliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie Ehrenamtliche unterstreicht der Hildesheimer Bischof die Notwendigkeit, Fälle sexuellen Missbrauchs aufzuklären. Er äußert Verständnis für Irritationen, die negative Berichte über den Umgang von Bischof Homeyer mit mutmaßlichen Missbrauchstätern auslösen. Aber: "Wir dürfen Fehler und Versäumnisse der Vergangenheit nicht kleinreden."
Der Brief des Bischofs im Wortlaut:
"Liebe Schwestern und Brüder,
das Thema Missbrauch hält unser Bistum weiter in Atem. Nahezu täglich berichten die Medien darüber.
Im Umgang mit sexualisierter Gewalt und Machtmissbrauch haben wir in der Vergangenheit schwere Fehler gemacht. Schon das von uns im Herbst 2017 vorgestellte, unabhängige Gutachten des Instituts für Praxisforschung und Projektberatung aus München hat belegt, dass auch der im Bistum Hildesheim und weit darüber hinaus sehr geschätzte Bischof Dr. Josef Homeyer im Umgang mit mutmaßlichen Missbrauchstätern nicht konsequent genug gehandelt hat. Das ist furchtbar und nicht hinnehmbar.
Ich kann nachvollziehen, wie schmerzlich es für Sie ist, diese Dinge zu lesen und zu hören, insbesondere dann, wenn Sie Bischof Homeyer persönlich erlebt haben und er Ihnen in guter Erinnerung ist. Auch mich erschüttern diese Berichte zutiefst.
Dennoch bin ich überzeugt: Die Kirche von Hildesheim kann nur dann Vertrauen und Glaubwürdigkeit wiedererlangen, wenn wir den Betroffenen soweit nur möglich Gerechtigkeit widerfahren lassen. Wir dürfen Fehler und Versäumnisse der Vergangenheit nicht kleinreden, sondern werden uns ihnen stellen und daraus beherzt Konsequenzen ziehen.
Deshalb setze ich mich weiter für eine schonungslose Aufklärung der Fälle von sexuellem Missbrauch ein. Wir werden uns dieser dunklen Seite unserer kirchlichen Vergangenheit stellen, sie beleuchten und aufarbeiten. Das versichere ich allen Menschen in unseren Pfarrgemeinden und allen, die in unserer Kirche haupt- oder ehrenamtlich tätig sind. Ich bin dankbar für jeden, der mich dabei unterstützt.
Die Aufarbeitung dieses unfassbaren Unrechts wird uns sicher noch lange Zeit beschäftigen. Als Seelsorgerinnen und Seelsorger, als kirchliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter oder als engagierte Ehrenamtliche sind Sie in dieser Zeit auch in Ihrem Umfeld besonderen Belastungen, vielleicht gar Anfeindungen ausgesetzt. Umso herzlicher danke ich Ihnen für Ihre Treue und Ihren Einsatz für die Kirche von Hildesheim.
Es grüßt Sie herzlich in einer schwierigen Zeit
+ Heiner
Bischof von Hildesheim"