Anerkennung des Holocaust eint Europa
Bischof em. Dr. Josef Homeyer sieht in Reaktion auf den Judenmord die gemeinsame Grundlage der EU
Hildesheim/Genshagen (bph) Die Anerkennung des Holocaust ist nach Ansicht des emeritierten Hildesheimer Bischofs Dr. Josef Homeyer die Eintrittskarte nach Europa. Daher sei die Europäische Union (EU) auch eine Antwort auf die „tragische Geschichte dieses Kontinents“ sagte Homeyer kürzlich in seinem Statement „Der Umgang Europas mit seiner Schuldgeschichte“ bei der Tagung „Europas zukünftige Identität“ der „Stiftung Genshagen“ in Genshagen bei Potsdam.
Für Juden war noch 1825 die Taufe das „Entreebillet“ nach Europa, wie Heinrich Heine damals schrieb. Eine ironische Wendung der Geschichte habe aber dazu geführt, dass heute die Vernichtung der Juden die einschlägige europäische Bezugsgröße geworden sei, sagte Bischof em. Dr. Josef Homeyer, der bis vor wenigen Monaten Präsident der Kommission der Europäischen Bischofskonferenzen (ComECE) war, bei der Tagung in Genshagen. Dass sich die Präsidenten von Polen und Rumänien zur Mitschuld ihrer Länder an der Judenvernichtung bekannten, hat deren Beitritt zur EU erleichtert, zeigt sich Homeyer überzeugt. Umgekehrt ist die türkische Leugnung des Völkermords an den Armeniern ein Hindernis für den EU-Beitritt, ebenso wie die Weigerung Serbiens, eine Mitverantwortung für die Massenmorde des jugoslawischen Krieges einzugestehen.
Das war nicht immer so, stellte Homeyer in seiner Rede klar. Bis in die 60er Jahre hinein sei über den Mord an den Juden kaum gesprochen worden. Erst die Auschwitz-Prozesse Ende der 60er Jahre und vor allem die „Holocaust“-Serie im Fernsehen im Jahre 1979 brachten die Wende. „Es begann ein Prozess des Umdenkens, in dem sich mit Entsetzen die Erkenntnis durchsetzte, das nationalsozialistische Verbrechen sei einzig“, so Homeyer wörtlich in Genshagen.
Die gemeinsame Erinnerung daran hat nach Homeyers Überzeugung Europa verändert. Anders als bisher wollen die Völker solidarisch miteinander umgehen: Nicht mehr gegeneinander, sondern miteinander. „Das ist das neue Europa!“