Als die Bischöfe ihr Land verloren
Bistumsarchiv Hildesheim legt Standardwerk zur Säkularisation in Norddeutschland vor
Hildesheim (bph) Als die katholische Kirche im Jahre 1803 einen großen Teil ihrer weltlichen Güter an den Staat verlor, lief das in Norddeutschland weit sanfter ab als anderswo. Dies zeigt das Buch "1803: Umbruch oder Übergang? Die Säkularisation von 1803 in Norddeutschland", das jetzt vom Bistumsarchiv Hildesheim herausgegeben wurde.
1803 bildete eine Zäsur für die politische Landkarte Deutschlands. Klöster wurden aufgelöst, Kirchenland verstaatlicht und auch das Hochstift Hildesheim verlor seine Eigenständigkeit und wurde dem Königreich Hannover einverleibt. Im Februar 2003 hat das Hildesheimer Bistumsarchiv die damaligen Ereignisse in einem Fachsymposium umfassend aufgearbeitet und auch in Osnabrück beschäftigte man sich 2003 unter dem Titel "Vom Krummstab zur Königskrone" mit der Säkularisation des Fürstbistums Osnabrück.
Die Beiträge beider Veranstaltungen sind in das jetzt erschienene Buch eingeflossen. Außerdem enthält das Werk einen längeren Text über die Niederlegung des Hamburger Doms im Jahre 1803, so dass sich jetzt erstmals eine umfassende Darstellung der Säkularisation in ganz Norddeutschland ergibt, denn "die politischen Ereignisse hielten sich damals natürlich nicht an Bistumsgrenzen", sagt Herausgeber Dr. Thomas Scharf-Wrede, Bistumsarchivar in Hildesheim.
Scharf-Wrede legte zudem Wert darauf, die damaligen Ereignisse in ein gesellschaftlich und wirtschaftlich-historisches Umfeld zu betten. So beschäftigt sich ein Beitrag zum Beispiel mit "Wirtschaft und Gesellschaft in den Fürstbistümern Hildesheim und Osnabrück zur Zeit der Säkularisation". Ein weiterer Autor beschreibt unter dem Titel "Ich komm’ zum Glück aus Osnabrück" die Nachwirkungen der Säkularisation im Osnabrücker Land.
Das neue Buch hat Herausgeber Dr. Thomas Scharf-Wrede dem emeritierten Hildesheimer Bischof Dr. Josef Homeyer gewidmet, der am 1. August 75 Jahre alt wurde. Homeyer habe die historische Arbeit am Hildesheimer Domhof nicht nur mit Interesse verfolgt, sondern auch nach besten Kräften gefördert, sagt der Bistumsarchivar anerkennend. Der Alt-Bischof war denn auch sehr angetan von diesem umfangreichen Werk, als Dr. Scharf-Wrede ihm das erste Exemplar überreichte.
Information:
Thomas Scharf-Wrede (Hrsg.); 1803: Umbruch oder Übergang? Die Säkularisation von 1803 in Norddeutschland; Bernward Mediengesellschaft, Hildesheim 2004, gebunden, 623 Seiten, ISBN 3-7954-1682-5, 39,90 Euro