72 Kerzen für das himmlische Jerusalem
Bistum feiert Vesper zum Abschluss der Restaurierung des Hezilo-Leuchters
Hildesheim (bph) Die Restaurierung des Hezilo-Leuchters im Hildesheimer Dom ist abgeschlossen. Das Bistum feiert dies mit einer Vesper am Sonntag, 25. November, um 18 Uhr. Dabei soll der weltbekannte Radleuchter, der zum Welterbe der Menschheit gehört, erstmals wieder mit Wachskerzen statt mit elektrischen Glühbirnen erleuchtet werden.
In Zukunft wird es schwieriger, den Hezilo-Leuchter zum Leuchten zu bringen: Anstatt einen Schalter umzulegen müssen die Küster jede der 72 Bienenwachskerzen einzeln mit einem langen Stab samt Glimmdocht anzünden. Drei bis fünf Minuten kann das dauern. Dafür brennen die Kerzen, die 24 Zentimeter hoch, 13 Millimeter dick und 180 Gramm schwer sind, dann theoretisch bis zu fünf Stunden lang. Nach Angaben von Diözesankonservator Prof. Dr. Karl Bernhard Kruse sollen sie aber nach jedem Gottesdienst gegen frische Kerzen ausgetauscht werden.
Damit man den Leuchter dafür nicht jedes Mal auf den Boden herablassen muss, haben sich Prof. Kruse und das Restaurierungsteam unter Leitung von Dr. Norbert Bergmann eine besondere Konstruktion überlegt, in der die Kerze fest in einer Einsatzschale, einer Tülle, steckt, die wiederum leicht in die einzelnen Abschnitte des Leuchters eingesetzt werden kann. Mit einem speziellen Greifer können Kerzen und Tüllen künftig leicht vom Boden aus ausgetauscht werden.
Künftig wird man den Hezilo-Leuchter mehrmals im Jahr an besonderen Hochfesten mit brennenden Kerzen erleben können; zum ersten Mal am kommenden Sonntagabend. Feierlich wollen Bischof Norbert Trelle und Weihbischof Hans-Georg Koitz als Domdechant durch den dunklen Dom einziehen. Dann soll Restaurator Uwe Schuchardt mit einem Kollegen die Kerzen entzünden. Der Auszug erfolgt wieder durch den dunklen Dom, der nur durch die Kerzen des Hezilo-Leuchters erhellt sein wird.
Die festliche Vesper wird musikalisch begleitet von der Schola Gregoriana unter der Leitung von Dommusikdirektor Thomas Viezens. An der Orgel spielt Domkantor Stefan Mahr. Die Trompeter Andreas Lange und Friedrich Platz werden zudem zwei Instrumentalstücke für Trompete und Orgel vortragen, die aus der „Suite extraite de l’Apocalypso selon Saint-Jean“ von Jean Francaix stammen.
Die elektrische Beleuchtung des Hezilo-Leuchters wurde nur gut 100 Jahre alt. Bis zur großen Restaurierung des Kunstwerkes durch Prof. Küsthardt im Jahre 1901 war er, wie in den 800 Jahren davor, mit Wachskerzen versehen. Erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts mussten die Kerzen den Glühbirnen weichen, da man mehr Licht im Dom wollte – und Glühlampen damals modern waren!
Weihbischof Hans-Georg Koitz, als Domdechant für die Restaurierung des Leuchters verantwortlich, zeigt sich von dem historischen Rückgriff beeindruckt: „Ich freue mich mit dem Bischof und meinen Mitbrüdern, dass auf diesem großartigen Werk Bischof Hezilos die Kerzen wieder den Raum und die Herzen erleuchten können“, so Koitz.
Der Radleuchter im Hildesheimer Dom geht zurück auf Bischof Hezilo (1054-1079). Zwölf vergoldete Türmchen, durch einen Ring im Durchmesser von sechs Metern miteinander verbunden, sollten dem Gotteshaus Licht verschaffen. Das „Himmlische Jerusalem“ mit seinen zwölf Toren wollte der Bischof damit in den Hildesheimer Dom holen. Seit 2002 bis vor wenigen Wochen wurde das wertvolle Stück unter der Projektleitung von Dr. Norbert Bergmann restauriert. Mit modernsten Mitteln untersuchte er den Leuchter und ließ die Schäden dokumentieren. Den Korrosionsprodukten rückte das Team mit einem Laser zu Leibe. Parallel dazu konnte die Vergoldung gereinigt werden. Dies alles geschah in zwölf Abschnitten. Dazu wurde der Leuchter jeweils heruntergelassen, ein Zwölftel des Ringes entnommen und dafür ein „Dummy“ eingesetzt, bis alle Teile restauriert waren.
Rund 1,3 Millionen Euro kostete die Restaurierung des Hezilo-Leuchters. Dieser Betrag verteilt sich auf Bund und Land Niedersachsen sowie die Diözese Hildesheim. Außerdem haben die Klosterkammer Hannover und die Hildesheimer Weinhagen-Stiftung größere Beträge dazu gegeben.