„2017 ist ein Anfang, vorhandene Differenzen anzugehen“
Studientag Ökumene mit Bischof Feige und Landesbischof Manzke in Hildesheim
Das Verhältnis der beiden großen Kirchen in Deutschland zueinander ist wesentlich besser als noch vor einigen Jahren. Darin sind sich der katholische Bischof Dr. Gerhard Feige (Magdeburg) und der evangelische Landesbischof Dr. Karl-Hinrich Manzke (Schaumburg-Lippe) einig. Beide äußerten sich heute während des Studientages Ökumene im Bischöflichen Gymnasium Josephinum in Hildesheim.
„Das Vertrauen ist gewachsen“, sagte Manzke, der Catholica-Beauftragter der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands ist. In Bezug auf den gemeinsamen Buß- und Versöhnungsgottesdienst der evangelischen und katholischen Kirche heute Abend in der Hildesheimer Kirche St. Michaelis sprach er davon, dass das Jahr 2017 ein Anfang sei, vorhandene Differenzen anzugehen. Seine Bitte sei, keine Dauerschleife darin zu drehen, sich erlittene Verletzungen im Verhältnis zur jeweils anderen Konfession zu erzählen.
Feige betonte die Wichtigkeit, sich der Vergangenheit zu stellen und zu lernen, mit ihr umzugehen: „Das reinigt unser Leben, und wir können anders miteinander kommunizieren.“ Der Vorsitzende der Ökumene-Kommission der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) hält die gemeinsamen Gottesdienste anlässlich des Reformationsjubiläums für ein starkes Zeichen. Dabei dürfe es aber nicht bleiben. „Ökumene muss gelebt werden“, so der Bischof.
Gemeinsam mit rund 200 Teilnehmenden und weiteren Vertretern beider Kirchen widmeten sich Feige und Manzke während des Studientages dem gemeinsamen Papier „Erinnerung heilen – Jesus Christus bezeugen“, mit dem die DBK und die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) anlässlich des Reformationsjubiläums einen Prozess der Heilung der Erinnerungen angestoßen haben.
Kundig und unterhaltsam führten der evangelische Theologie-Professor Dr. Michael Beintker aus Münster und sein katholischer Kollege Professor Dr. Thomas Söding aus Bochum in den Text ein. Beide gehörten zur Arbeitsgruppe, die das gemeinsame Wort von DBK und EKD sowie den Leitfaden für die Liturgie des Gottesdienstes in St. Michaelis vorbereitet hatte.
Beintker sagte im Rückblick auf 500 Jahre Reformation: „Wir haben ein deutliches Bewusstsein dafür, welche Schuldgeschichten sich aufgetürmt haben. Da ist der Gedanke Healing of memories wichtig geworden.“ Unter dieser Überschrift stand auch der Versöhnungsprozess nach dem Ende der Apartheid in Südafrika.
Söding machte deutlich, dass die Erinnerung in der Bibel ein zentraler Begriff sei. „Indem sich die gegenwärtige Generation in ein qualifiziertes Verhältnis zur Vergangenheit setzt, wird die Vergangenheit vergegenwärtigt.“ In diesem Prozess sei Gott der Akteur der Erinnerung. „Dadurch verliert die Erinnerung die Kraft, zu zerstören, und gewinnt die Kraft, zu verbinden.“
Zum gegenwärtigen Stand der Ökumene stellte Beintker fest, man müsse es heute begründen, wenn man etwas nicht miteinander mache. „Das ist eine historisch besondere Situation.“ Söding warnte in diesem Zusammenhang davor, die Ökumene als ein Problem der Vergangenheit zu betrachten: „Wenn wir nicht zusammenarbeiten, werden wir die Probleme der Zukunft nicht bewältigen.“