Weiterer Uhu auf Domhof gelandet
Jungtiere werden langsam flügge und verlassen das Nest
Noch mehr Trubel um die Hildesheimer Dom-Uhus: Am Freitag wurde ein weiteres der drei Jungtiere, die ursprünglich im Westwerk des Doms ihren Nistplatz hatten, auf dem Domhof gefunden. Im Gegensatz zu dem anderen Jungtier, das in der vorigen Woche aus dem Nest gefallen war, hat sich dieser Uhu nun aber vermutlich freiwillig auf Wanderschaft begeben.
Gefunden wurde das Jungtier von einem Mitarbeiter des Kölner Architektenbüros Schilling, das den Umbau des Hildesheimer Doms verantwortet. Der Uhu hockte im Schatten eines großen Pappkartons. Offenbar war er aus der Zugangsluke zum Nistplatz gesprungen, der sich im Westwerk auf etwa 30 Meter Höhe befindet. Nach der Landung wanderte der Uhu dann offenkundig ein Stück weit über den Domhof.
„Das ist nicht ungewöhnlich“, verrät Wilhelm Breuer, Geschäftsführer des Bundesverbands der Europäischen Gesellschaft zur Erhaltung der Eulen. Die Uhus seien inzwischen in dem Alter, in dem die Jungtiere für gewöhnlich das Nest verlassen. Dabei müssen sie auch in der freien Wildbahn teilweise tiefe Sprünge auf sich nehmen. „Normalerweise landen sie dabei aber auf einem weicheren Boden als hier auf dem Domhof“, berichtet Breuer.
Das Hildesheimer Jungtier hat die harte Landung vollkommen unverletzt überstanden. Damit hatte es mehr Glück, als sein Geschwisterchen, das in der vorigen Woche bereits auf dem Domhof gelandet war und sich dabei leichte Blessuren zugezogen hatte. Uhu-Experte Breuer vermutet, dass das erste Tier einfach noch zu jung gewesen sei, um das Nest zu verlassen. Er geht davon aus, dass es unbeabsichtigt aus dem Nistkasten gestürzt ist.
Während das erste Jungtier seine Verletzungen im Wildgatter Hildesheim auskuriert, hat die Gesellschaft zur Erhaltung der Eulen die Versorgung des unverletzten Vogels übernommen. Breuer hofft darauf, dass das Tier langfristig wieder von seinen Eltern versorgt und ausgewildert werden kann. Er geht auch davon aus, dass die Uhus auf längere Sicht am Hildesheimer Dom angesiedelt werden können – ohne dass es zu Konflikten mit den ursprünglichen Bewohnern des Westwerks kommt. Denn dort hatten in den vergangenen Jahren Turmfalken gebrütet. „Wenn man beim Nistplatz am Westwerk den Eingang etwas kleiner macht, können dort künftig nur noch Turmfalken hinein“, verrät Breuer. Für die Uhus indes könnte an anderer Stelle am Dom ein neuer Nistplatz eingerichtet werden.
Die Hildesheimer Dom-Uhus sind erst vor zwei Wochen entdeckt worden. Ursprünglich wurde davon ausgegangen, dass im Westwerk des Doms Turmfalken brüten - wie in den vergangenen Jahren auch. Erst als die Webcam, die aufgrund der Bauarbeiten am Hildesheimer Dom vorübergehend nicht auf den Nistplatz ausgerichtet war, wieder Bilder aus dem Inneren des Turms zeigte, fielen die neuen Gäste des Doms auf. Derzeit liefert die Kamera weitere Bilder vom letzten verblieben Jungtier im Domturm.
=> Weitere Bilder der Hildesheimer Dom-Uhus gibt es bei Flickr