Fronleichnam: spirituell und politisch
Bischof Wilmer spricht in Gottesdienst zum Fronleichnamsfest über seine Differenzen mit dem Wolfenbütteler Pfarrer Matthias Eggers
In einem Gottesdienst zum Fronleichnamsfest sprach der Hildesheimer Bischof Dr. Heiner Wilmer am Sonntagvormittag auch über seine Differenzen mit Pfarrer Matthias Eggers aus Wolfenbüttel und die angestrebte Deeskalation der aufgeheizten Situation.
In einem dreistündigen Gespräch am Samstag hatte der Bischof seine gegenüber Eggers geäußerte Rücktrittsbitte zurückgezogen. Im weiteren Dialog sollen gemeinsam langfristige Lösungen für die Aufarbeitung von Fällen sexualisierter Gewalt gefunden werden. Zu Beginn des Gottesdienstes verlas Wilmer eine von ihm und Eggers verfasste Stellungnahme, welche am Samstag nach dem Gespräch erstellt worden war. Eine Verlesung des Statements durch Pfarrer Eggers in Wolfenbüttel erfolgte ebenfalls im Sonntagsgottesdienst.
„Das Fest Fronleichnam ist beides zugleich: spirituell und politisch“, sagte Wilmer in seiner Predigt. Es sei auch eine Demonstration für den eigenen Glauben: „Wohin schauen wir, wovon ist unser Herz voll?“ Wir feiern die Gegenwart Gottes in dieser Welt, so Wilmer, „er ist da.“ Er zitierte dazu den englischen Autor C. S. Lewis mit den Worten: „Ich glaube an Christus, wie ich an die Sonne glaube, nicht weil ich sie sehe, sondern weil ich dadurch und durch sie alles andere sehe.“
Im Anschluss an den Festgottesdienst führte eine Prozession vom Dom über die Stationen Kreuzkirche, Mutterhaus der Vinzentinerinnen und Seminarkirche am Lüchtenhof bis zur Kirche St. Godehard. Im Garten von St. Godehard waren die Teilnehmenden der Prozession anschließend zur Begegnung eingeladen.
Der Name Fronleichnam stammt aus dem Mittelhochdeutschen: vron – was den Herrn betrifft, lichnam – Leib. Der Leib Christi wird an diesem Tag in Gestalt einer Hostie in einer Monstranz, einem Zeigegerät, von einem Priester durch die Straßen getragen. Das Fronleichnamsfest wird 60 Tage nach Ostern gefeiert – immer am zweiten Donnerstag nach Pfingsten. Der Donnerstag als Festtermin knüpft an den eigentlichen Gedenktag des letzten Abendmahles, den Gründonnerstag, an.