Bischof sendet Segenswünsche an muslimische Gemeinden
Grußbotschaft zum Beginn des Fastenmonats Ramadan
Der Hildesheimer Bischof Dr. Heiner Wilmer SCJ hat den muslimischen Gemeinden im Bistum Hildesheim eine Grußbotschaft zum diesjährigen Ramadan und zum Fest des Fastenbrechens gesendet. Das Schreiben des Bischofs im Wortlaut:
„Liebe muslimische Schwestern und Brüder,
zum diesjährigen Ramadan und zum Fest des Fastenbrechens sende ich Ihnen herzliche Grüße und alle guten Wünsche. Mögen es friedvolle und besinnliche Tage für Sie, Ihre Angehörigen und Ihre Gemeinden werden!
Der Ramadan ist ein wichtiger Bestandteil des religiösen Lebens in Deutschland und bringt eine spirituelle Bedeutsamkeit und die Besinnung auf Gottes Wort und seine Barmherzigkeit in unserer nicht immer einfachen Zeit zum Ausdruck.
In einer Welt, die zunehmend von Spannungen und Polarisierungen geprägt scheint, ist es ein hohes Gut, dass es eine so lebendige Zusammenarbeit an den Runden Tischen und Räten der Religionen oder ganz einfach von Gemeinde und zu Gemeinde gibt. Seit vielen Jahren wird der christlich-islamische Dialog mit großem Verständnis füreinander sowie mit einem sehenden Herzen geführt. Ein friedvolles Miteinander ist uns allen dabei ein wichtiges Anliegen.
Eine bedeutsame Grundlage für dieses gegenseitige gute Verständnis bildet seit nunmehr 60 Jahren katholischerseits die Erklärung „Nostra Aetate“ über das Verhältnis der Kirche zu den nichtchristlichen Religionen.
In dieser Erklärung heißt es: „Mit Hochachtung betrachtet die Kirche auch die Muslime, die den alleinigen Gott anbeten, den lebendigen und in sich seienden, barmherzigen und allmächtigen, den Schöpfer des Himmels und der Erde, der zu den Menschen gesprochen hat.“ (NA 3)
Außerdem betont die Erklärung aus christlicher Perspektive die zentrale Bedeutung der Liebe, indem sie folgenden Zusammenhang aufzeigt: „Wir können aber Gott, den Vater aller, nicht anrufen, wenn wir irgendwelchen Menschen, die ja nach dem Ebenbild Gottes geschaffen sind, die brüderliche Haltung verweigern. Das Verhalten des Menschen zu Gott dem Vater und sein Verhalten zu den Menschenbrüdern stehen in so engem Zusammenhang, daß die Schrift sagt: ‚Wer nicht liebt, kennt Gott nicht‘ (1 Joh 4,8).“ (NA 5)
Der gemeinsame Glaube an einen barmherzigen Gott gibt uns die Hoffnung und Zuversicht auf einen respektvollen Umgang miteinander sowie ein friedvolles Zusammenleben aller Menschen. Als Menschen, die an die Barmherzigkeit und Liebe Gottes zu seinen Geschöpfen glauben, dürfen wir uns nicht von Hass und einfachen Wahrheiten verführen lassen. Vielmehr müssen wir jeder Politik der Ausgrenzung eine deutliche Absage erteilen. Menschenwürde, Nächstenliebe und Zusammenhalt kennen keine Ausnahme; sie gelten allen Menschen und machen eine Gesellschaft menschlich.
Auch in diesen Tagen demonstrieren wieder zahlreiche Menschen, die sich gegen Rassismus, Islamfeindlichkeit, Antisemitismus und Diskriminierungen aller Art einsetzen. Hier wird in eindrücklicher Weise religionsübergreifend Gemeinschaft und Solidarität sichtbar. Der Wunsch nach einer besseren Welt lässt uns Menschen zusammenhalten und zusammen Haltung zeigen.
Im Fastenmonat Ramadan zeigen Sie, liebe muslimische Schwestern und Brüder, eindrücklich, was Zusammenhalt und Miteinander bedeuten. Ihre Einladungen zum Fastenbrechen, Ihre große Gastfreundschaft wissen wir sehr zu schätzen. Sie zeugen von der besonderen Verbundenheit zwischen Christen und Muslimen. Ich wünsche mir und ich hoffe, dass das gemeinsame Fastenbrechen über Religionsgrenzen hinweg auch in diesem Jahr dazu beiträgt, Freundschaften zu festigen, neue Perspektiven zu eröffnen und vermeintlich Trennendes zu überwinden.
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen, Ihren Familien und Freunden sowie Ihren Gemeinden von Herzen eine gute Zeit des Innehaltens und der Begegnung. Möge der barmherzige Gott Sie alle in diesem Fastenmonat begleiten! Möge Ihr Ramadan gesegnet sein!
Ihr Heiner Wilmer, Bischof von Hildesheim“