Gottfried Leder ist verstorben

Abschied von einem kritischen Geist

Jahrzehntelang war Gottfried Leder das Gesicht der Laienarbeit im Bistum Hildesheim und prägte die Gremienarbeit in der Zeit nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil. Nun ist der scharfsinnige Denker und begnadete Redner im Alter von 95 Jahren gestorben.

Leder gehörte dem Vorstand des Dekanatsrates Hildesheim und des Diözesanrates sowie des Kirchensteuerrates des Bistums Hildesheim an. Er war Mitglied im Zentralkomitee der Katholiken und Teilnehmer der Würzburger Synode von 1971 – 1975. Nach dem Ausstieg der katholischen Kirche aus dem System der staatlichen Schwangerenberatung war er Mitbegründer von „donum vitae“ in Niedersachsen.

„Prof. Dr. Gottfried Leder war ein stets wacher Geist und kritischer Streiter für eine Kirche, die sich in den Dienst für die Menschen stellt“, würdigt der Hildesheimer Bischof Dr. Heiner Wilmer SCJ den Verstorbenen. „Die Kirche sollte für ihn ein Ort der Wahrheit und der Freiheit sein, damit Menschen neue Hoffnung schöpfen können. Stets hat er mehr Geschwisterlichkeit und eine angstfreie Kirche angemahnt, in der das Verhältnis von Autorität, Gehorsam und Gewissen neu durchdacht werden muss – hin zu mehr Gerechtigkeit, Hoffnung und Glaube“, so Wilmer.

Als Moderator der Diözesansynode 1989/90 trug Leder wesentlich zu deren Gelingen bei. Zu Beginn der Beratungen hatte er die Frage aufgeworfen, was denn passieren würde, wenn die Synodalen Beschlüsse fassen würden, die der Bischof (damals Josef Homeyer) nicht mittragen könne. Tatsächlich kam es so und die Texte der Vollversammlung erschienen im Abschlussdokument teilweise nur in Fußnoten.

1999 wurde Leder für sein vielfältiges Engagement mit der Bistumsmedaille, der höchsten Auszeichnung der Diözese Hildesheim, geehrt. Zeitlebens war er ein kritischer Geist, viele Reformen in der Kirche gingen ihm zu langsam voran. Sein reich erfülltes Leben schildert er in seinem letzten Buch „Bei Unrecht: Widerspruch! Unterwegs in der Welt und in der Kirche“, das 2019  erschienen ist – der Titel könnte auch sein Lebensmotto gewesen sein.

Gottfried Leder wurde am 4. Juli 1929 in Berlin geboren. Nach der Flucht aus Oberschlesien gelangte er 1945 nach Niedersachsen, in Göttingen studierte er Rechts- und Staatswissenschaften. Von 1970 – 1991 lehrte er an der Universität Hildesheim.  Er begründete als erster Lehrstuhlinhaber im Oktober 1961 das Fach Politische Wissenschaft an der damaligen Pädagogischen Hochschule Alfeld.

Neben der Forschung und Lehre hat Gottfried Leder vielfältige gesellschaftspolitische Aufgaben wahrgenommen, unter anderem war er Mitglied des Beirats für Fragen der Inneren Führung beim Bundesverteidigungsministerium.

Das Requiem für Gottfried Leder wird am Samstag, 17. August, um 10.30 Uhr in der Hildesheimer Liebfrauenkirche gefeiert, anschließend Beisetzung auf dem Südfriedhof.

Matthias Bode