Frauen tauschen sich im Dommuseum über spirituelle Selbstbestimmung aus
Mehr als 60 Frauen aus dem Bistum Hildesheim waren am Samstag beim 4.Diözesanweiten FrauenForum dabei. Im Fokus der Veranstaltung im Dommuseum Hildesheim stand das Thema "SPIRITUALITÄT zwischen Selbstbestimmung und Missbrauch".
Sr. Philippa Haase, osf, leitete als Referentin und Impulsgeberin den Tag, der vor allem den Frauen einen offenen wie auch geschützten Geprächsraum bieten sollte. Sie ist wissenschaft-liche Mitarbeiterin an der Professur für Pastoraltheologie und Homiletik der Universität Regensburg. Anhand konkreter Beispiele aus der Glaubenspraxis zeigte sie, was spirituelle Selbstbestimmung eigentlich heißt, wo diese gefährdet ist und es zu Grenzüberschreitungen kommen kann. Exemplarisch für Letztere ist ihren Angaben zufolge, wenn jemand gezwungen werde zu beichten. Die Referentin, zu deren Forschungsschwerpunkten das Phänomen des geistlichen Missbrauchs an erwachsenen Frauen gehört, arbeitete mit den Teilnehmerinnen heraus, wie spirituelle Selbstbestimmung gefördert werden kann. Angeleitete Gesprächsgrup-pen boten dafür immer wieder Raum.
Zuvor hatte Professorin Claudia Höhl, die Direktorin des Dommuseums Hildesheim, in ihrer Keynote betont, Übergriffigkeiten hingen in der Kirche ebenso wie in der Gesellschaft in der Regel mit herrschenden Strukturen zusammen und könnten nicht losgelöst davon betrachtet werden. Die Machtstrukturen hingen in der kirchlichen Wirklichkeit nach wie vor mit der Propagierung eines binären Geschlechtsverständnisses zusammen. "Die Vorstellung einer von Gott selbst oder je nachdem der sogenannten Natur begründeten Geschlechterordnung mit der Festlegung geschlechtsspezifischer Rollen und Eigenschaften führen zwangsläufig zu einer hierarchischen Struktur, die Frauen eine untergeordnete Position zuweist."
Um Situationen spirituellen Missbrauchs begegnen zu können, riet Höhl den Frauen dazu, sich zu informieren, den Austausch zu suchen und das eigene Auftreten zu trainieren. Dem entsprechend empfiehlt Sr. Philippa zum Thema spiritueller Missbrauch die Informations- möglichkeit im Internet unter www.missbrauchsmuster.de, und verweist auf die lesenswerte Broschüre über spirituelle Selbstbestimmung des KDFB.
Eingeladen hatte der FrauenKirchOrt St. Magdalenen unter Leitung von Martina Manegold-Strobach mit dem Planungsteam: Angelika Domdey, PR Dekanat BHV, Angelika Kleideiter, FKO St. Magdalenen, Christiane Kreiß, Leitungstandem WF, und Jutta Weigert, Gleichstellungs-beauftragte und Referentin für ChancenGleichheit; in Kooperation mit der KEB.
Intention und Fazit der Veranstaltung zugleich, so Manegold-Strobach: "Es ist wertvoll, sich der Weite spiritueller Manipulation sensibel anzunähern; denn im vorsichtigen Draufzugehen kann es gelingen, Spiritualität als wesentliche Dimension unseres Menschseins reflektiert und selbstbestimmt(er) zu gestalten - als persönlichen Wissens- und Erfahrungsraum wie auch in der Glaubensweitergabe". Auf Wunsch der Teilnehmerinnen wird das Thema beim 5. Diözesanweiten FrauenForum vertieft.