„Du hast immer die Ärmel hochgekrempelt und angepackt“
Bischof Wilmer lobt während einer Dankvesper im Dom den emeritierten Weihbischof Bongartz
Der emeritierte Hildesheimer Weihbischof Heinz-Günter Bongartz hat am Sonntagnachmittag mit mehreren hundert Gläubigen im Hildesheimer Dom eine besondere Vesper gefeiert. Der Gottesdienst fand anlässlich der im September erfolgten Emeritierung des Weihbischofs statt. Dabei gab es viele Worte des Dankes für Bongartz – und viele Worte des Dankes von Bongartz selbst.
Gleich zu Beginn dankte Generalvikar Martin Wilk dem emeritierten Weihbischof dafür, dass er sich selbst und seine Gaben immer wieder für das Bistum Hildesheim eingesetzt habe. Bongartz‘ beruflicher Werdegang macht das sehr deutlich: Seit seiner Priesterweihe im Jahr 1982 hatte der gebürtige Ostwestfale vom Pfarrer bis zum Generalvikar diverse verantwortungsvolle Aufgaben im Bistum Hildesheim inne, darüber hinaus war er 13 Jahre lang Mitglied der Deutschen Bischofskonferenz.
Dementsprechend vielfältig war die Schar derjenigen, die mit Bongartz die Dankvesper feierten: Angehörige und Freunde des Weihbischofs waren gekommen, ebenso viele Weggefährten Bongartz‘ aus den vergangenen vier Jahrzehnten, darunter aktive und ehemalige Mitarbeitende der Diözese sowie zahlreiche Priester. Der Hildesheimer Altbischof Norbert Trelle, der emeritierte Bischof Michael Wüstenberg, die emeritierten Weihbischöfe Dr. Nikolaus Schwerdtfeger und Hans-Georg Koitz waren unter den Mitfeiernden, außerdem der Magdeburger Bischof Dr. Gerhard Feige und der emeritierte Osnabrücker Bischof Dr. Franz-Josef Bode.
Der Hildesheimer Bischof Dr. Heiner Wilmer SCJ betonte, er habe Bongartz immer als jemanden erlebt, der sehr viel und sorgfältig arbeite und dabei hinstehe, gerade auch dann, wenn es stürmisch werde: „Du hast Dich in Deinem Dienst nie weggeduckt, andere machen lassen, Du hast immer die Ärmel hochgekrempelt und angepackt. Du hast Verantwortung übernommen.“ Dabei bezog sich Wilmer auch auf die Aufarbeitung und Prävention von sexualisierter Gewalt im Bistum Hildesheim, die Bongartz maßgeblich vorangetrieben habe.
Der Weihbischof sei dabei, so Wilmer, bis an seine Grenzen und darüber hinaus gegangen. „Nicht erst in den letzten Monaten hast Du gemerkt, dass Deine Gesundheit enormen Schaden genommen hat. Den Papst um Erlaubnis zu bitten, vorzeitig in den Ruhestand treten zu dürfen, ist Dir alles andere als leichtgefallen“, sagte der Bischof an Bongartz gewandt. Wilmer dankte seinem Mitbruder ausführlich, insbesondere auch dafür, die Menschen mit ihren Sorgen und Nöten und mit dem, worüber sie sich freuen, nie aus dem Blick verloren zu haben.
Um die Menschen mit ihren Sorgen und Nöten in der heutigen Zeit ging es auch in der Predigt, die Heinz-Günter Bongartz während der Vesper hielt. Er bezog sich dabei unter anderem auf den Soziologen Andreas Reckwitz, der in Bezug auf die Gegenwart von einer Verlustparadoxie spreche. Demnach leben wir Menschen in einer Zeit unaufhaltsamen Fortschritts, der das Leben einerseits angenehmer mache, zugleich aber auch enorme Verluste produziere. Dazu zählten die Zerstörung der Umwelt und der bröckelnde Zusammenhalt in der Gesellschaft.
Auf diesen ständigen Wandel könne die Kirche nicht mit einfachen Glaubenssätzen reagieren, sagte Bongartz. Christliche Verkündigung sei stets hoffnungsorientiert, wisse dabei aber immer auch um die Realität der Menschen: „Die Suche nach der gelingenden Zukunft beginnt mit dem Aushalten der Hoffnungslosigkeit.“ Das Fundament der Hoffnung ist nach den Worten Bongartz‘ die Liebe, die den Namen Jesu Christi trage. „In meinen 43 Jahren als Seelsorger habe ich erfahren, dass die Liebe eine Wirklichkeit ist, weil sie in Gott gründet und von ihr ausgeht.“
Zum Ende der Vesper dankte Weihbischof Bongartz den Gläubigen und vielen Menschen, die ihn während seines priesterlichen und bischöflichen Dienstes begleitet haben, insbesondere seiner langjährigen Mitarbeiterin Elisabeth Wächter und seiner Familie. Im Anschluss an den Gottesdienst waren alle Besucherinnen und Besucher zu einer Begegnung im Bischöflichen Gymnasium Mariano-Josephinum eingeladen.