"Bleiben Sie an unserer Seite"
Gedenkfeier für Betroffene von sexualisierter Gewalt im Hildesheimer Dom
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© Gossmann / bph
Betroffene von sexuellem Missbrauch haben bei einer Gedenkfeier im Hildesheimer Dom am 24. November 2022 einen Ort für ihre persönlichen Schilderungen, Klagen und Gebete bekommen.

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Bischof Dr. Heiner Wilmer begrüßt die Anwesenden und betont seine Bereitschaft zum Zuhören.

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150 Kerzen brennen bei der Gedenkfeier im Hildesheimer Dom symbolisch für die Betroffenen von sexuellem Missbrauch auf den Stufen zum Altarraum.

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Betroffene von sexuellem Missbrauch und die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Stabsstelle Prävention, Intervention und Aufarbeitung haben die Gedenkfeier gemeinsam vorbereitet.
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Die Gedenkfeier bietet Raum für die Schilderungen von Betroffenen, die Nicole Sacha und Norbert Thewes stellvertretend für alle Betroffenen präsentieren.

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Die musikalische Gestaltung bringt die emotionale Atmosphäre im Hildesheimer Dom eindrucksvoll zum Ausdruck.

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Norbert Thewes vom Betroffenenrat der norddeutschen Bistümer findet klare Worte bei einer Gedenkfeier für Betroffene von sexuellem Missbrauch im Hildesheimer Dom am 24. November 2022.
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Anlass für die Gedenkfeier war die Anregung von Papst Franziskus, rund um das von der Europäischen Union eingeführte Datum „Europäischer Tag zum Schutz von Kindern vor sexueller Ausbeutung und sexuellem Missbrauch“ einen Gedenktag für Betroffene von sexualisierter Gewalt zu begehen.
Rund 100 Personen haben an der ersten Gedenkfeier für Betroffene von sexualisierter Gewalt im Hildesheimer Dom am 24. November 2022 teilgenommen. Unter den Anwesenden waren neben Betroffenen auch Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Bistums – allen voran Bischof Dr. Heiner Wilmer SCJ.
„Ich heiße sie hier willkommen im Raum der Kirche. Ich weiß, viele können nicht hier sein, weil sie nie wieder eine Kirche betreten können. Ich bin heute hier, um zuzuhören, um mich dem Thema der sexualisierten Gewalt in unserer Kirche zu stellen, um eine winzige Ahnung zu haben von den Abgründen der Kirche und von den vielen tiefen Verletzungen“, betonte Wilmer zu Beginn und übergab das Wort an die Betroffenen, die diese Gedenkfeier zusammen mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Stabsstelle Prävention, Intervention und Aufarbeitung im Bischöflichen Generalvikariat Hildesheim vorbereitet hatten.
150 Kerzen brennen auf den Stufen zum Altarraum: „Sie brennen für die Betroffenen, die im Bistum Missbrauch erlebt haben“ erklärt Norbert Thewes, Mitglied im Betroffenenrat der norddeutschen Bistümer. „Ich stehe heute hier stellvertretend auch für die Opfer und Überlebenden, die nicht oder noch nicht über die an ihnen begangenen Verbrechen sprechen können.“ Er selbst könne seit zwei Jahren nicht mehr in eine Kirche gehen. „Dass ich hier stehe, habe ich seit vier Wochen geübt.“
Eindrücklich machen die Betroffenen im Verlauf der Gedenkfeier ihre Schicksale und die Auswirkungen der sexualisierten Gewalt deutlich. „Es ist und bleibt wichtig, immer wieder hinzuschauen“, sagt Thewes. Er kritisiert auch, dass die finanzielle Unterstützung durch die Kirche nicht ausreiche und es keinen Hilfsfonds oder einen Ombudsmann im Bistum gebe. Doch den Betroffenen gehe es nicht nur um Geld. Sie wollen gesehen werden, die Kirche müsse auf sie zugehen. So begrüßt er die gute Zusammenarbeit mit der Stabstelle, durch die etwas geschaffen wurde, was es sonst in Deutschland noch nicht gebe: „Wir stehen hier im Dom auf einer Stufe, auf Augenhöhe“, sagt Thewes.
Für die Zukunft wünscht sich das Mitglied des Betroffenenrates, dass weiterhin an Brücken zueinander gebaut werden: „Bleiben Sie an unserer Seite“, lautet seine Forderung an den Bischof und alle Anwesenden.
„Ich habe zugehört und mir ist aufgegangen, ein wenig von ihrem riesigen Leid, von den Verletzungen, davon wie ihr Leben beeinträchtigt wurde - manchmal gar zerstört“, sagt der Bischof zum Abschluss der Gedenkfeier.
Anlass für die Gedenkfeier ist die Anregung von Papst Franziskus, rund um das von der Europäischen Union eingeführte Datum „Europäischer Tag zum Schutz von Kindern vor sexueller Ausbeutung und sexuellem Missbrauch“ einen Gedenktag für Betroffene von sexualisierter Gewalt zu begehen.