Bischof weiht Olaf-Andreas Fischer zum Diakon

Der 60 Jahre alte Sozialpädagoge wird künftig als Diakon im Zivilberuf in Peine wirken

Der Hildesheimer Bischof Dr. Heiner Wilmer SCJ hat am Samstag Olaf-Andreas Fischer aus Meinersen zum Diakon geweiht. Der 60-jährige Sozialpädagoge wird künftig seinen diakonalen Dienst in seinem Zivilberuf an einer Grundschule in Peine wahrnehmen und zusätzlich in der Pfarrgemeinde Zu den Heiligen Engeln in Peine tätig sein.

Im Interview mit der KirchenZeitung äußert er sich zu seiner Berufung.

Sie haben sich dafür entschieden Diakon zu werden. Gab es dafür einen besonderen Anlass?

Zum einen habe ich vom Beruf des Ständigen Diakons gehört und gelesen. Aber ausschlaggebend waren Vorbilder aus meiner Zeit im Franziskanerorden. Dort gab es Mitbrüder, die zu Diakonen geweiht wurden. Später habe ich mich im Bistum Hildesheim über das Berufsbild des Diakons und die damit verbundenen Aufgaben informiert. Dabei war mir sehr wichtig, dass ich diese Ausbildung berufsbegleitend machen kann. Ich hatte ein umfassendes Informationsgespräch mit Diakon Langner, der die Ausbildung betreut. Dabei fühlte ich immer mehr, dass dieser Weg zum Dienst in der Kirche auch mein persönlicher Berufungsweg ist. Als Sozialpädagoge habe ich während meiner beruflichen Laufbahn immer mit Menschen gearbeitet, die am Rand unserer Gesellschaft leben. Von daher ist es auch eine diakonische Aufgabe, die ich mit integrieren kann als Diakon in der Kirche.

Gab es ein Schlüsselerlebnis? Haben sie eine Art Berufung gespürt?

Ich bin im Oldenburgerland in Vechta aufgewachsen. Dort habe ich Kirche als Lebensraum erlebt und lieben gelernt. Schlüsselerlebnisse hatte ich einige, die meine Berufung reifen und wachsen ließen. Auch meine sozialpädagogische Arbeit mit benachteiligten Menschen in unserer Gesellschaft hat eine Rolle gespielt, sei es im Strafvollzug, in Kinder- und Jugendheimen, in einer Drogentherapieeinrichtung und einem Kinderhospiz. Es sind persönliche Lebensgeschichten, an denen ich teilhaben durfte und Wegbegleitung sein konnte. Und das sind dann Schlüsselerlebnisse für meine Berufung in der Nachfolge Christi und auch zum Diakon. Dabei geht mir das Sterben eines 15-jährigen Jungen nicht mehr aus dem Kopf. Ihn durfte ich begleiten, bis hin zum Tod.

Das Image der Kirche hat – gerade auch durch die Missbrauchsfälle – gelitten. Spielte dies bei der Entscheidung für die Diakonenweihe eine Rolle?

Einzelne Skandale halten mich nicht von meiner Berufung ab. Ich leide auch mit in unserer Kirche über diese Dinge. Aber die Kirche besteht aus Menschen. Menschen mit ihren Schwächen und Fehlern. Diese gravierenden Fehler heiße ich nicht gut. Ich möchte diese auch im Blick haben und nicht verdrängen. Aber Kirche hat auch gute und schöne Seiten, indem Menschen wirken. Ich möchte Kirche weiterhin glaubwürdig leben und ihre frohmachende Botschaft zu den Menschen bringen. Eine Botschaft, die den Menschen Heil und Frieden vermitteln kann.

Wie kann die Kirche positiv wahrgenommen werden?

Auf jeden Fall muss Kirche sich mehr den Menschen annehmen. Sie muss mehr und authentische Nächstenliebe leben und nicht vorheucheln. Sie muss Toleranz üben und Menschlichkeit leben. Wir bekommen in der Bergpredigt prägnante Hilfestellungen, die wir umsetzen können im menschlichen Miteinander. Mir geht es um meinen Glauben in der Kirche. Diesen möchte ich gerne leben und teilen. Mit meinem christlichen Leben möchte ich Vorbild sein für meine Mitmenschen. Ich möchte zusammenrücken mit anderen Konfessionen und im Dialog bleiben. Wir haben alle einen Gott. Bei meiner Diakonweihe im Dom waren viele geladen, die mit Kirche nicht viel am Hut haben. Mich hat das Feedback im Anschluss an die Weihe sehr berührt. Viele waren begeistert von der anschaulichen Predigt unseres Bischofs Heiner und auch von der Feierlichkeit, die ihr Herz berührte. Glaube und Kirche kann anstecken und auch etwas Positives bewegen. Lasst uns den Glauben leben.

Sie haben einen Wahlspruch ausgewählt. Welchen und warum?

Ich habe mir aktuell zur Weihe keinen Wahlspruch ausgedacht. Aber mich hat bis heute und schon sehr lange mein Wahlspruch aus der Ordenszeit begleitet: „Mit meinem Gott kann ich über Mauern springen“ (Psalm 18, Vers 30). Klar machte ich auch die Erfahrung in meinem christlichen Leben, dass ich mit Gott nicht alle Schwierigkeiten beheben kann, aber ich habe die Gewissheit, dass er bei mir ist und mich nicht allein lässt. Mit meinem Gott kann ich Hindernisse bewältigen. Mir gelingt nicht alles im christlichen Leben. Ich habe in einigen Lebenssituationen auch das Scheitern erfahren. Und das gehört auch in meinem Leben dazu. Aber ich habe das tiefe Vertrauen, das Gott mir dann auch andere Wege aufzeigt und eröffnet. Ich spüre dann die Hoffnung und Zuversicht.

Gibt es Themen, die sie als Diakon besonders angehen wollen, wo Sie für sich einen Schwerpunkt sehen?

Auf jeden Fall möchte ich die Glaubwürdigkeit stärken und Heuchelei keinen Platz einräumen. Wie Humboldt sagte: „Dem Menschen zugewandt, die Welt entdecken und gestalten“. Ein Schwerpunkt für mich ist die gelebte Ökumene und die intereligiöse Arbeit, aber auch die Familienhilfe, die Stärkung der Eltern, damit die Kinder gleichberechtigt in unsere Gesellschaft hineinwachsen können.

Die Fragen stellte Edmund Deppe von der KirchenZeitung.