Wenn Ökumene tatsächlich selbstverständlich wird

Der Evangelische Kirchentag kehrt vom 30. April bis 4. Mai nach Hannover zurück. Auf vielfältige Weise bringen sich die Katholikinnen und Katholiken der Stadt und darüber hinaus in das Programm ein.

Hannover und der deutsche Evangelische Kirchentag: In der niedersächsischen Landeshauptstadt hat es 1949 mit der Evangelischen Woche begonnen. 1967, 1983 und 2005 machte der Kirchentag wieder Station in der Stadt, in der auch die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) ihren Sitz hat. Nun wieder zur 39. Auflage des Kirchentags – mit gut 1500 Veranstaltungen unter dem Leitgedanken „mutig – stark – beherzt“.

Gesellschaftliche Diskussionen, Gottesdienste, Bibelarbeiten, interkulturelle Angebote, große und kleine Konzerte, Theateraufführungen, Workshops – all das zieht sich durch das Programm. Was es aber im Vergleich zu anderen Kirchentagen nicht gibt ist ein „Zentrum Ökumene“. Aber nicht, weil das Miteinander der christlichen Konfessionen nicht mehr wichtig ist: „Von Beginn an waren wir in die Vorbereitungsgruppen für das Programm des Kirchentags eingebunden“, betont Propst Wolfgang Semmet, Regionaldechant der Katholischen Kirche in der Region Hannover. Das spreche für eine Ökumene, die selbstverständlich ist, aber gleichzeitig Platz für Vielfalt lässt. Ein wichtiges Signal, vor allem für eine Stadt, in der evangelische und katholische Christ*innen nicht mehr die Hälfte der Bevölkerung stellen.

Dennoch bleibe Religion ein wesentliches Element in der Stadt: „Hannover ist international und wird immer multireligiöser.“ Das könne schon am Stadtbild abgelesen werden. Zu den über 100 christlichen und orthodoxen Kirchen kommen über 30 Moscheen, vier Synagogen, mehrere buddhistische Zentren, zwei hinduistische Tempel und zwei alevitische Gebetshäuser. „Religion wird in Hannover – wie in fast allen Städten in diesem Land – zu einer Frage des Dialogs“, ist Semmet überzeugt.

Das gelte gerade für die Ökumene: „In diesem Sinne haben wir uns gern und mit viel Engagement eingebracht – im Programmbeiträgen und unseren Gebäuden“. Am Abend der Begegnung zeigt sich die Katholische Kirche in der Region Hannover mit einer einladenden katholischen „Meile“ in der Fußgängerzone unter dem Leitgedanken „Mit Herz an der Leine“ –  mit der Caritas, der EFL, der spanischsprachigen Gemeinde, der Fabi, mit St. Wolodymyr, der Akademie und mit den „Würde-König*innen“ in der Grupenstraße zu finden. "Wir freuen und auf Sie und euch", beton Semmet.

Weitere Specials aus dem Programm

Weitere dauerhafte Programmbeiträge finden sich beispielsweise im Zentrum für junge Menschen: unter anderem Rechtsextreme Codes erkennen & dekonstruieren“ (CAJ und Katholische Akademie des Bistums Hildesheim, Donnerstag bis Samstag je 16:30 Uhr, Workshopzelt 1, Messegelände und zusätzlich Donnerstag, 01.Mai um 11:00 Uhr: Volkshochschule, R114); Escape Game – Auf den Spuren des Geistes“  (St. Nikolaus/Burgdorf Donnerstag bis Samstag je von 10:30 bis 18:30 Uhr im Zentrum Junge Menschen, Halle 14/15 auf dem Messegelände) oder Show up your heart“ – Tanzworkshop mit Elementen aus HipHop und Indie (Jugendpastorales Zentrum Tabor Hannover von Donnerstag bis Samstag je von 11:00 bis 12:30 Uhr unter dem Expo-Dach, Waldkirche, Messegelände). Im St. Joseph und dem benachbarten Forum der Gemeinde gibt es jede Menge Konzerte und Kabarett.

Gebete: Auch die katholischen Ordensgemeinschaften in Hannover bringen sich in die Tageszeitengebete ein – der Karmel St. Josef der Karmelitinnen (täglich 18 Uhr) und die Cella St. Benedikt (täglich 8, 13 und 18 Uhr). In der Basilika St. Clemens wird täglich um 22 Uhr zur Komplet, zum Abendgebet der Kirche eingeladen.

Spirituell leben: Darüber hinaus wird die Basilika in der Mitte der Stadt zusammen mit der benachbarten Katholischen Familienbildungsstätte und der Katholische Akademie drei Tage lang zum Herz des Zentrums „Spirituell Leben“. Mit zahlreichen Workshops, mit Infoständen auf dem Platz vor der Basilika und mit Gottesdiensten fast rund um die Uhr – zum Beispiel einen ökumenischen Frauengottesdienst (Donnerstag, 11 Uhr), ein Friedensgottesdienst (Donnerstag, 14 und 16 Uhr) als Versöhnungsfeier, einen Goddesdeenst op platt mit Bischof Dr. Heiner Wilmer und Landesbischof Ralf Meister (Freitag, 11 Uhr), einen Gottesdienst von und für Handwerkerinnen und Handwerker (Samstag, 11 Uhr).

Cafés: Für Atempausen sorgen die Kirchentagszeit über Café-Angebote in der Katholischen Familienbildungsstätte und im ka:punkt, dem katholischen Treffpunkt in der Fußgängerzone Hannover (Grupenstraße 8) – hier gibt es „genussvolle Stärkung unter dem Regenbogen“ (jeweils 11 bis 17 Uhr).

Lesung: „Bible Bad Ass“: Fr, 19:30 Uhr Lesung von Edith Löhle aus ihrem Debütroman im ka:punkt (Grupenstraße 8). Die Lesung ist kostenlos und ohne Anmeldung.

Konzert: „Credo: in unum Deum“ (Ich glaube an einen einzigen Gott): Sa, 17 Uhr gemeinsames Konzert der Kantorei Herrenhausen und des
Propsteichors St. Clemens zum Glaubensbekenntnis in der Herrenhäuser Kirche (Hegebläch 19). Der Eintritt ist frei.

Markt der Möglichkeiten: Durchgängig werden sich beispielsweise der Katholikentag und der Verein Donum Vitae auf dem Markt der Möglichkeiten auf dem Messegelände darstellen. Das Bistum Hildesheim ist dort mit einem Stand vertreten, der sich vor allem der Frage der Bewahrung der Schöpfung durch Nachhaltigkeit widmet.

Zur Selbstverständlichkeit der Ökumene gehört zudem, dass beispielsweise der Hildesheimer Bischof Heiner Wilmer beim Auftaktgottesdienst dabei ist. Der Osnabrücker Bischof Dominicus Meier feiert am 1. Mai, den Ökumenischen Gottesdienst zum Tag der Arbeit in der Marktkirche mit (13 Uhr, Hanns-Lilje-Platz 2). Beim Abschlussgottesdienst wird die Präsidentin des Zentralkomitees der Katholiken (ZdK), Irme Stetter-Karp mitwirken. Wie Wilmer wird auch Stetter-Karp Bibelarbeiten gestalten und bei Podien mitdiskutieren. Das ZdK wird beim Kirchentag mit einzelnen Veranstaltungen vor allem die Fragen thematisieren, was die Gesellschaft zusammenhält und wie die Demokratie gestärkt werden kann.

Durchgängig werden sich beispielsweise der Katholikentag und der Verein Donum Vitae auf dem Markt der Möglichkeiten auf dem Messegelände darstellen. Das Bistum Hildesheim ist dort mit einem Stand vertreten, der sich vor allem der Frage der Bewahrung der Schöpfung durch Nachhaltigkeit widmet. Aber in dem 500 Seiten umfassenden Programm des Kirchentags finden sich noch mehr katholischen Spuren. Weil Ökumene doch mehr und mehr zur Selbstverständlichkeit wird.

Informationen

Alle Informationen zu Teilnahme, Tickets und Unterkunft gibt es unter www.kirchentag.de/teilnehmen. Das Programm und der Stadtplan sind unter www.kirchentag.de/programm zu finden. Darüber hinaus gibt es eine Kirchentagsapp, die für iOS-Geräte im App Store und für Android-Geräte unter Google Play heruntergeladen werden kann. Diese App kann auch mit dem digitalen Ticket für den Kirchentag verbunden werden.

Rüdiger Wala