Bischof em. Norbert Trelle
Wenn Bischof Norbert Trelle so etwas wie ein Lebensmotto hat, dann ist es „Leben und leben lassen“ – nicht im Sinne von Gleichgültigkeit, sondern im Anerkennen und Akzeptieren von Unterschieden. Diesen Grundsatz, den man oft den Rheinländern nachsagt, hat der Katholik Trelle im evangelischen Kassel gelernt. Im Kriegsjahr 1942 als jüngstes von vier Kindern geboren war er dort nach dem Krieg einer von drei Katholiken in der Klasse.
Norbert Trelles Weg zum Priesteramt
1958 wechselte die Familie aus beruflichen Gründen, der Vater war Architekt, von Kassel nach Bonn. Dort machte Norbert Trelle 1962 sein Abitur und hätte sich gut vorstellen können, danach Ingenieur zu werden. Doch da gab es einen Onkel, der war Pfarrer im süddeutschen Jagsttal, wo Norbert Trelle oft zu Gast war. Er habe ihm den Weg zum Priestertum geebnet und die entscheidenden Fragen gestellt, sagt der Bischof rückblickend: Was gibt dem Leben Grenzenlosigkeit? Was gibt dem Leben Fülle? Die Antwort suchte und fand Trelle in seinem Theologiestudium in Bonn und Innsbruck. Einen leichten Hang zur Technik hat der Geistliche aber behalten und sich über die Jahre gute Computerkenntnisse angeeignet. Das Arbeiten am Bildschirm ist ihm dadurch ebenso wie das Surfen im Internet zur Selbstverständlichkeit geworden.
Am 2. Februar 1968 weihte ihn Josef Kardinal Frings in Köln zum Priester. Trelle wirkte danach als Kaplan in Heiligenhaus und Ratingen, zuletzt als Stadtdechant in Wuppertal. Am 1. Mai 1992 wurde Trelle in Köln zum Weihbischof geweiht und mit dem Pastoralbezirk Süd des Erzbistums beauftragt.
Ernennung zum 70. Hildesheimer Bischof
Am 29. November 2005 ernannte ihn Papst Benedikt XVI. zum 70. Bischof von Hildesheim, eingeführt wurde Trelle am 11. Februar 2006. Von seinem Vorgänger Dr. Josef Homeyer übernahm er eine gut geführte Diözese, die dennoch vor großen Problemen stand. Die über Jahrzehnte angewachsenen Strukturen des drittgrößten Flächenbistums in Deutschland mussten – und müssen immer noch – der sinkenden Zahl der Gläubigen angepasst werden. Der 70. Bischof von Hildesheim hat daher nicht nur zahlreiche Pfarrgemeinden zusammen gelegt, sondern auch durch die „Einstufung der Pfarrkirchen und Filialkirchen im Bistum Hildesheim“ vom September 2009 alle Kirchen des Bistums bewerten lassen. Neben den unverzichtbaren machte er dabei auch verzichtbare aus, sodass einige Kirchen profaniert wurden.
Bischof Trelle fördert „Lokale Kirchenentwicklung“
Mit Trelles Namen verbinden sich bemerkenswerte Aufbrüche: In einem Prozess der „Lokalen Kirchenentwicklung“ hat der Bischof die Pfarrgemeinden im Bistum zu stärkerer Profilierung angeregt und damit einer gewissen Mutlosigkeit angesichts sinkender Gläubigenzahlen entgegengewirkt. Gemeinsam mit seinem Domkapitel hat Norbert Trelle zudem tatkräftig die umfangreiche Sanierung des Doms und den Neubau des Dommuseums angestoßen. Die Wiedereinweihung des Doms am 15. August 2014 und das folgende 1.200-jährige Bistumsjubiläum zählen zu den großen äußeren Ereignissen seines Episkopats.
Migrationsbischof und stellvertretender Vorsitzender der DBK
Deutschlandweit hat sich Norbert Trelle einen Namen als „Migrationsbischof“ gemacht. In seiner Eigenschaft als Vorsitzender der „Migrationskommission“ der Deutschen Bischofskonferenz (bis September 2016) erhob der Bischof immer wieder seine Stimme, wenn er die Rechte von Migranten, Asylanten und Menschen ohne legalen Aufenthaltsstatus bedroht sah. Am 5. Oktober 2011 wählten ihn die deutschen Bischöfe zum Stellvertretenden Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz.
Bischof Trelle ist den Menschen zugewandt
In seinem Bistum galt Trelle als Mann des Ausgleichs und als nahbarer Gesprächspartner. Nicht umsonst hatte der damalige Diözesanadministrator Hans-Georg Koitz den neu ernannten Bischof im November 2005 als „Mann ohne Berührungsängste und Mann der Mitte“ angekündigt. Ein Bischof, den Menschen zugewandt und von einer „rheinländischen Fröhlichkeit“. Tatsächlich war Trelle am liebsten in seinen Pfarrgemeinden unterwegs. „Dieses Unmittelbare, dieses Moment der Begegnung mit den Menschen, das sind für mich Momente der Erfahrung von Glück, Zufriedenheit und Freude am Dienst“, sagt Trelle lächelnd.
Eintritt in den Ruhestand mit 75 Jahren
Am 5. September 2017 wurde Bischof Norbert Trelle 75 Jahre alt. Sein Rücktrittsgesuch wurde von Papst Franziskus mit Wirkung zum 9. September 2017 angenommen.