Pater Dr. Heiner Wilmer: Erster Besuch im Bistum Hildesheim
Erster Besuch im Bistum
Nach seiner Ernennung zum 71. Bischof von Hildesheim im April durch Papst Franziskus hat Pater Dr. Heiner Wilmer SCJ am 7. Mai erstmals das Bistum besucht und wurde freudig von Bischöfen, Domkapitel und Gläubigen begrüßt.
Bei einer Andacht im Dom sprach er zu den Anwesenden über die Umstände seine Ernennung: seine erste Reaktion, die Worte von Papst Franziskus und was ihn jetzt bewegt.
Das Motto für seine Amtszeit gab er schon bekannt: "Wir sind nicht Herren eures Glaubens, sondern Gehilfen zu eurer Freude." (2. Kor 1,24). Auch, was ihm besonders wichtig ist: die Kinder und Jugendlichen.
Seine ersten Reaktionen zur Ernennung
Wie war das, der Anruf?
Am Montagvormittag, 5. März, war ich in Manchester (Stockport) zum offiziellen Pastoralbesuch unserer Mitbrüder. Am Abend zuvor hatte ich mich mit den Herz-Jesu-Priestern (Dehonianern) ausführlich über den jungen Friedrich Engels und das Elend der Arbeiter in den Textilfabriken von Manchester sowie über die Erfolge des Fußballclubs Manchester United unterhalten. Jetzt hatte ich gut gefrühstückt, fertig war auch die kleine Predigt für den Gottesdienst um 9.30 Uhr über Naaman, den Syrer, aus dem Zweiten Buch der Könige. Predigen wollte ich über den Gott der Überraschungen und dass es anders kommen kann, als man denkt.
Auf meinen Schreibtisch lag eine fremde Nummer aus Deutschland mit einem kryptischen Namen, halb italienisch, halb deutsch. „Signore Heinz-Guntr bittet um Rückruf“. Ich wollte sie erst liegen lassen, weil ich eine Abneigung habe, fremde Nummern ohne Angabe von vernünftigen Namen zurückzurufen. Dann dachte ich: Jetzt rufst du noch schnell an, und dann ist die Sache erledigt. Dann aber kam alles ganz anders. Von wegen erledigt.
Am anderen Ende war Weihbischof Heinz-Günter Bongartz. Auch wenn wir uns nie zuvor begegnet waren, war mir gleich sein norddeutscher Zungenschlag heimatlich vertraut. Er kam nach einer kurzen Vorstellung sofort zur Sache: „Lieber Pater Wilmer! Das Domkapitel von Hildesheim hat Sie zum neuen Bischof gewählt. Der Heilige Vater hat Sie uns in einer Dreierliste vorgeschlagen. Wir bitten Sie herzlich, die Wahl anzunehmen.“ – „Wie bitte? Moment mal. Das kann so gar nicht sein. Ich bin Ordensmann. Ich bin erst vor drei Jahren zum Generaloberen unserer Ordensgemeinschaft gewählt worden. Den Mitbrüdern habe ich versprochen, mein Bestes zu geben für die folgenden sechs Jahre …“ Na ja, hier wäre noch viel zu sagen. Um es kurz zu machen: Ich habe ihm dann gesagt, ich bräuchte Zeit. Ich verstünde das alles gar nicht. Dann habe ich den Montag verstreichen lassen, den Dienstag auch.
Am Mittwochmorgen habe ich Papst Franziskus um fünf Uhr morgens einen Brief geschrieben. Inzwischen war ich in Dublin. Auch hier zur pastoralen Visitation. Ich habe dem Papst geschrieben, dass mich das Vertrauen des Bistums Hildesheim bewege, ich aber dennoch ein schlechtes Gewissen hätte, meine Mitbrüder während der Amtszeit zu verlassen. Und ich bäte ihn um seinen väterlichen Rat. Den Brief habe ich im Laufe des Vormittags an die Bischofskongregation weitergeleitet. Dort sagte man mir, Kardinal Ouellet werde ihn in drei Tagen persönlich dem Heiligen Vater übergeben und ich könne in fünf bis sieben Tagen mit einer Antwort rechnen.
Doch auch der Heilige Vater überraschte mich. Er rief mich noch am selben Mittwoch, nur wenige Stunden später, auf meinem Handy an. Er zeigte sich meinem Gewissenskonflikt gegenüber verständnisvoll. Er sagte: „Ich kenne Deine Gemeinschaft. Ich mache Dir keinen Druck. Bete zu eurem Gründer Pater Dehon. Geh in die Kapelle. Halte Anbetung, die euch in eurer Gemeinschaft so wichtig ist und denke an jene Brüder aus Deiner Ordensgemeinschaft, die in der Vergangenheit unerschrocken und mit Courage vorangegangen sind.“ – Das tat ich. Ich verstand. Am späten Abend rief ich Weihbischof Bongartz an und sagte zu.
Worüber freue ich mich?
Nach der anfänglichen Überraschung, Sprachlosigkeit und einer gewissen Lähmung bin ich nun guter Dinge. Ja, ich freue mich aus ganzem Herzen! Ich freue mich auf die Menschen im Bistum Hildesheim, und zwar auf alle! Auf die Jungen und die Alten. Ich freue mich auf die älteren Menschen, auf ihre Weisheit sowie ihr religiöses und kulturelles Gedächtnis. Ich freue mich auf die jungen Menschen, auf ihre Keckheit, ihre Kreativität und ihre Suche nach Orientierung. Ich freue mich auf die Einheimischen und Zugewanderten, die Fremden und Obdachlosen, die Kranken und Gefangenen. Ich freue mich auf die Katholiken, die evangelischen Schwestern und Brüder, die jüdischen, die andersgläubigen und nichtgläubigen und jene, die mit Gott und der Religion hadern.
Ich freue mich auf unmittelbare Begegnungen, auf die Zusammenarbeit mit den Hauptamtlichen und den Ehrenamtlichen. Es bewegt mich das enorme Vertrauen, das das Domkapitel und die Vertreter des Bistums, der Nuntius und natürlich nicht zuletzt der Heilige Vater mir entgegenbringen.
Ich freue mich auf die Verkündigung der Botschaft Jesu. Ich freue mich auf das Beten der Psalmen, die gemeinsamen Gottesdienste, nicht zuletzt auf die Chrisam-Messe mit den Jugendlichen. Ich freue mich, dabei mitwirken zu dürfen, gemeinsam den Blick auf Gott zu richten, dem Zentrum unseres Lebens.
Mit Hochachtung erfüllt mich, wie Bischof Norbert Trelle seit 2006 das Bistum geleitet hat. An seine Einführung erinnere ich mich gut, zu der Zeit habe ich in Niedersachsen gearbeitet. Weihbischof Nikolaus Schwerdtfeger führt als Diözesanadministrator das Bistum in der Übergangszeit; Weihbischof Heinz-Günter Bongartz ist als Domdechant für das Wahlverfahren des neuen Bischofs zuständig. Mit beiden stehe ich in engem Kontakt. Auch über die weitere und noch engere Zusammenarbeit freue ich mich sehr.
Eine Wahrnehmung, die ich bisher vom Bistum habe
Das Bistum Hildesheim ist mir zwar recht neu, aber es ist mir auch nicht ganz fremd. Während meiner neunjährigen Arbeit als Schulleiter war ich immer wieder im Bistum Hildesheim unterwegs, vor allem in verschiedenen Schulen, oft in Hannover und dort in der Arbeitsgemeinschaft der Freien Schulen Niedersachsens. In der Zeit habe ich mit Kolleginnen und Kollegen sowie Ordensleuten aus dem Bistum Hildesheim zusammengearbeitet. Wiederholt bin ich in der Zeit Bischof Josef Homeyer begegnet.
Mit Hildesheim verbinde ich eines der ältesten Bistümer Deutschlands. Respekt habe ich vor seiner langen christlichen Tradition. Noch vor der Renovierung des Doms stand ich staunend vor der Bernwardstür im Westportal. Mir ist bewusst, dass Hildesheim flächenmäßig zu den größten Diözesen Deutschlands zählt, finanziell eher zu den ärmeren. Das Gebiet mit fruchtbaren Böden und wichtigen Städten erzählt mir von Kultur und Gelehrsamkeit, von Landwirtschaft und Industrie, von Welthandel und Weltoffenheit.
Wenn ich an Hildesheim denke, kommen mir die herrlichen Landschaften in den Sinn, die sicherlich zu den schönsten in Deutschland gehören. Noch im vergangen Sommer hatte ich mich mit ehemaligen Klassenkameraden in Celle einquartiert, um entlang der Aller Radtouren zu unternehmen. An das Eis im Schatten des Klosters Wienhausen erinnere ich mich bestens, trotz Regen.
Was ist mir wichtig? Was glaube ich ins Bistum einbringen zu können?
Ein offenes Ohr. Das ist mir das wichtigste. Ich will zuhören, hinhören, verstehen, werde nachfragen. Die alte Tradition des „Sh’ma Israel“ (Höre Israel!) prägt mein Ordensleben von Anfang an. Seit meinem neunzehnten Lebensjahr lebe ich immer in Gemeinschaften der Herz-Jesu-Priester (Dehonianer). Ich weiß, dass man alleine zwar schnell ist, aber gemeinsam weiter kommt.
Zentral ist mir die Verehrung des Herzens Jesu und damit die Hinwendung zu einem Gott, der Fleisch geworden ist. Deshalb ist mir wichtig, dass jeder Mensch in seine Haut kommt, ganz er selbst, ganz sie selbst wird. Die tägliche Anbetung vor dem Allerheiligsten, die Zeit zur Stille und Kontemplation prägen meinen Rhythmus, bewahren mich vor Hektik und Aktivismus.
Seit drei Jahren lebe ich in unserem Generalat in Rom, zu dem auch das Internationale Kolleg gehört. Die Gemeinschaft zählt augenblicklich einundsechzig Mitbrüder, wir stammen aus zwanzig Ländern und vier Kontinenten. Unsere Generalleitung ist ebenfalls international zusammengesetzt. Von daher bringe ich einen Blick für den Fremden in der Fremde mit und ein großes Vertrauen in den Anderen.
Und, was mich als Norddeutscher in der römischen Zeit doch geprägt hat, ist die italienische „serenità“: Eine heitere Gelassenheit und eine gelassene Heiterkeit. Es kommt eben ein Norddeutscher aus dem Süden. Einer, der vertraut, Gott geht mit!
Heiner Wilmer, Rom, 2.4.2018
Reaktionen/Nachrichten
- Termin für Bischofsweihe von Pater Dr. Wilmer SCJ steht fest
- Meldung des Vatikan zur Ernennung des neuen Bischofs
- Pressemitteilung der Deutschen Bischofskonferenz
- Der Osnabrücker Bischof Franz-Josef Bode zur Ernennung von Pater Dr. Heiner Wilmer
- Pressemeldung der Gemeinschaft der Herz-Jesu-Priester
- Heiner Wilmer wird neuer Bischof (kiz-online.de)
- „Tradition achten, alte Zöpfe abschneiden“ - Der neue Bischof im Interview (kiz-online.de)
- "Das Neue beflügelt mich" (domradio.de)
- Hildesheimer Bischof: Mit Schmackes und Gottvertrauen (Vatican news)
- "Mit offenen, leuchtenden Augen" (domradio.de, 08.05.2018)
- Mit Schmackes und Gottvertrauen (kiz-online, 09.05.2018)
Statement von Diözesanadministrator Weihbischof Dr. Nikolaus Schwerdtfeger
zur Ernennung von Pater Dr. Heiner Wilmer SCJ zum 71. Bischof von Hildesheim
Wunsch und Wirklichkeit: Die Ernennung von Pater Dr. Heiner Wilmer SCJ zum 71. Bischof des Bistums Hildesheim zeigt, dass beides auch miteinander in Einklang stehen kann.
Als ich meinen Wunsch für einen neuen Bischof formulieren sollte, habe ich geantwortet: Einer, der in der Spur des Guten Hirten geht und darum aus einer inneren Beziehung zu Jesus Christus lebt und zugleich den Menschen zugewandt ist, nicht zuletzt denen am Rande, den Armen bei uns. Und der allen die Schönheit und Kraft des Evangeliums für den Alltag nahezubringen sucht.
Ich habe mir gewünscht, dass unser neuer Bischof Freude und Hoffnung, aber auch Trauer und Angst der Menschen von heute teilt und sich mit ihnen zusammen auf den Weg macht: auch über den engeren kirchlichen Bereich hinaus. Denn die Botschaft des Evangeliums ist nicht nur für die Christen da.
Für die Hirtenaufgabe gerade hier in Norddeutschland ist es unabdingbar, dass sich der neue Bischof von der Liebe Christi gedrängt weiß, das Miteinander aller Christen zu fördern. Auch in unserem Bistum sollte er eine pastorale Vielfalt ermöglichen, ohne die Einheit im Wesentlichen aus dem Blick zu verlieren. Dabei muss es ihm ein Anliegen sein, die Priester zu stärken und ebenso die vielen anderen, die sich im kirchlichen Dienst wie in den kleinen Gemeinden vor Ort engagieren. Und der angemessene Umgang mit Betroffenen sexualisierter Gewalt bleibt eine entscheidende Aufgabe.
Schaue ich nun auf den Menschen, den Papst Franziskus heute zum Bischof von Hildesheim ernannt hat, habe ich den Eindruck: Meine Hoffnungen finden in Pater Dr. Heiner Wilmer SCJ eine starke Resonanz. Wir haben ihn gewollt! Dass er nun in unser Bistum kommt, macht mich von Herzen froh und dankbar.
Ich wünsche Pater Wilmer Gottes reichen Segen für seine neue Aufgabe: Seien Sie uns herzlich willkommen im Bistum Hildesheim!